Vigor-Vorderrad in Transalp

von Günter Schloß

Mein "Transvigor-Umbau"

Die Transalp ist eine gute Mischung zwischen Gelände- und Straßenmotorrad. Einige der Transalp-Treiber bauen das Motorrad mehr oder weniger extrem in Richtung Geländetauglichkeit um, was dem eigentlichen Zweck der Enduro am nächsten kommt.

Einige wenige bauen mehr in Richtung Straßenmotorrad / Supermoto um, was auch nicht unbedingt ein Fehler sein muss, da die Transalp auch für so manche enge und vor allem kurvenreiche Pass-Straße gut ist. Ich werde wahrscheinlich nie ein Gelände-Freak werden, da mir zwar ein bisschen Wald- und Feldwegefahren schon Spaß macht, meine Liebe dazu aber genau da aufhört, wo auch der Weg in die Pampa mündet ... und das Mopped dreckig wird! Kurzum, mein Entschluss stand im letzten Herbst fest: Meine 96-er PD 06 wird mehr in Richtung Straße umgebaut!

Erste AHA-Effekte stellten sich mit dem Einbau von Wilbers-Gabelfedern und einer (lila) Hyperpro-Feder in das original Federbein ein. Auch die Wirkung der Vorderradbremse wurde durch eine Stahlflex-Bremsleitung erheblich verbessert. Nun sollten die Serien-Räder dran glauben. Dabei habe ich es mir zunächst nicht einfach gemacht. Fertige Supermoto-Räder wollte ich nicht, da mir die Sache zum einen etwas zu teuer war, zum anderen hat so mancher, der ein 17 Zoll-Vorderrad in eine Enduro gebaut hat, von "kippeligem" Fahrverhalten berichtet. Straßenreifen wollte ich auch nicht, da auch zu teuer und nicht so haltbar wie z.B. ein Metzeler E4. Letztendlich sollte auch noch ein wenig "Feldwegtauglichkeit" erhalten bleiben. Der Zufall wollte es, dass ich bei einem Honda-Händler in der Nähe eine Vigor stehen sah. Die Gabelunterteile, die Bremsscheibe usw. sahen genauso aus wie bei meinem Mopped. Die Felge war etwas kleiner und breiter als die TA-Felge. (Vigor: 2,15 x 19, Transalp: 1,85 X 21) Der vordere Kotflügel der Vigor war etwas breiter und saß niedriger als der der TA, die Befestigung an der Gabel war aber identisch. Von da an gab es für mich wegen dem Vorderrad nur eine Frage: Passt es oder passt es nicht? Da ich leider keinen gefunden habe der mir mal eben sein Vorderrad und sein Kotflügel ausbaut und zur Verfügung stellt, musste ich mir etwas anderes einfallen lassen. Hilfreich war zunächst der Link zu motofiches.com, was mir zwar keine ET-Nummern zum Vergleichen bescherte, aber zumindest meine Hoffnung, dass es passen könnte, etwas beflügelte.

Der nächste Weg führte mich zum freundlichen Honda-Händler. Ich habe dem Lagerist eine Aufstellung der Ersatzteile gegeben, bei denen er die Ersatzteil-Nummern vergleichen sollte. Gegen ein Trinkgeld hat er meinen Wunsch erfüllt. Die Steckachse hatte die gleiche ET-Nummer, die Dichtringe und Staubkappen an der Radnabe ebenfalls. Die Radlager hatten die gleichen Maße, die DIN-Bezeichnungen unterschieden sich in einem Buchstaben, was lt. Lagerist kein wesentliches Problem ist. Der Tachoantrieb hatte eine andere Bestell-Nummer, was mich hoffen ließ, dass dadurch nachher der Tacho stimmen würde - kleineres Vorderrad, andere Übersetzung. Bestärkt wurde ich in meiner Vermutung durch den Umstand, dass die Vigor und die letzten Baujahre der Dominator die gleiche Tacho-Einheit haben und die Domi ebenfalls ein 21-er Vorderrad hat.

Mein nächster Gang führte mich zu dem Herrn vom TÜV. Ich habe ihm erzählt was ich machen möchte. Die einzige Bedingung für die spätere Eintragung war: Prüfbericht von VDO dass der Tacho stimmt. (rd. 25.- Euro bei VDO Kienzle) Daraufhin habe ich die Sache in Angriff genommen. Die letzte Gewissheit, dass das Vorderrad passt, gab mir dann der Chef von Pauls Enduro-Keller. Nach einem "Jo, des basst scho" habe ich ein nagelneues Vorderrad einer SLR (Baugleich mit Vigor) für DM 250.- erstanden, der Tachoantrieb hätte DM 40.- gekostet, war aber nicht auf Lager. Beim Honda-Händler habe ich dann einen Vigor-Kotflügel mit Gabelstabi für rd. DM 200.- und den Tachoantrieb für DM 45.- (alles Neuteile) gekauft. Als Reifen habe ich den Enduro 4 von Metzeler in der Größe 110/80 R 19 aufziehen lassen. Die Bremsscheibe habe ich vom Transalp-Vorderrad übernommen.

Bei der Montage des Kotflügels mit dem Stabi musste ich dann feststellen, dass die Faltenbälge stören. Der Kotflügel ist so breit, dass kein Platz mehr für die Gummi-Dinger war. Das Problem habe ich mit einem Teppich-Messer gelöst, die Gabeldichtringe werden jetzt durch Gabel-Protektoren aus Plastik (rd. 10,00 EURO bei Hein) geschützt. Das Vorderrad passt einwandfrei, selbst die Bremsscheibe fluchtet mit dem Bremssattel. (Was meine größte Angst war, da die Nabe etwas anders aussieht als bei der TA.)

Nun wollte ich dem hinteren Teil des Motorrades zu Leibe rücken. Das Hinterrad sollte von einer AT sein (3.00 X 17) und mit dem Serien-Reifen (130/80 R 17) verwendet werden, was mir aber Stefan Kremer über das Forum ausgeredet hat weil wegen "is nich". Also habe ich mir folgende Alternative überlegt: Meine original Nabe sollte mit einer breiteren Felge eingespeicht werden, was sich als nicht sehr einfach erwies. Standard-Felgen haben entweder 36 oder 40 Speichen. Das Transalp-Hinterrad hat aber nur 32 Speichen und ist somit ein Sondermaß. Es gibt zwar von Excel und Behr die Größe 4,25 x 17 mit 32 Speichen, welche mir aber zu breit war, da ich eigentlich den 130 er Reifen weiterverwenden wollte. Zudem wäre dann die Hinterradfelge fast doppelt so breit geworden als die Vorderrad-Felge, was ich nicht unbedingt wollte. (Wenn ich Chopper fahren will, dann kaufe ich mir einen Chopper) Bei der Radspannerei Böhm in Pforzheim wurde mir dann weitergeholfen. Herr Böhm hatte noch Acront-Felgenrohlinge mit 32-Loch in der Größe 3,5 X 17 auf Lager, was sich insoweit gut traf, da die SLR-Felge ebenfalls von Acront war. (Die Firma Acront gibt es nicht mehr, die Fertigungsmaschinen und das Know How hat die Firma Morad übernommen.) Felge eloxieren, bohren, einspeichen mit meinen gekürzten Serien-Speichen, Reifen montieren und Vorderrad zentrieren hat mich rd. 435.- EURO gekostet. Einziges Manko: Die Hinterradfelge ist durch das Eloxieren ein wenig matter als die Vorderradfelge, fällt aber nicht so sehr auf.

Die erste Probefahrt war schon beeindruckend. Das Motorrad steht ein kleines bisschen tiefer vorne, was aber an der Bodenfreiheit durch die härteren Gabelfedern nicht viel ausmacht. Mein mittlerweile fast liebgewonnener Shimmy ist vollkommen weg. Das Mopped fällt nicht mehr so in die Kurven wie vorher, zieht dafür aber jetzt stur seine Bahn. Der Geradeauslauf ist trotz (theoretischem) kürzerem Radstand einwandfrei, nur - der 130er Hinterreifen war zu schmal. Bereits in mittelschnellen Kurven fuhr ich damit auf der äußersten Kante, was im Grenzbereich sicherlich nicht ungefährlich ist. Nach Rücksprache mit dem TÜV-Prüfer (wg. Eintrag) habe ich dann bei meinem Reifen-Händler einen 150/70 R 17 bestellt und aufziehen lassen. (Freundschaftspreis 128,00 Euro inkl. Montage, Schlauch und Wuchten) Das Fahren macht damit gleich noch viel mehr Spaß.

Des weiteren habe ich einen Renthal-Lenker Typ 6133 und Lenkererhöhungen von SW-Motech (über Polo 35,00 Euro) verbaut, was mich entspannter auf meinem Mopped sitzen lässt. Die Corbin-Sitzbank trägt natürlich auch ihren Teil dazu bei.

Die TÜV-Vorführung war easy: 5 Minuten Begutachten, 10 Minuten zum Eintragen in den Brief, 91,07 EURO bezahlt. Weitere 10,20 Euro für einen neuen Fahrzeugschein beim Landratsamt, damit war die Sache erledigt. Der Tacho stimmt übrigens bis 120 KM/H, dann zeigt er lt. VDO-Mitarbeiter zunehmend zu wenig an. Da der Tacho selbst aber nicht verstellt wurde, kann ich ohne weiteres zwischen Serien-Rad mit TA-Tachoantrieb und Vigor-Vorderrad mit Vigor-Tachoantrieb wechseln.

Das schöne an meinem Umbau sind die positiven Auswirkungen auf das Fahrverhalten, ohne dass man die Änderungen auf den ersten Blick sieht. Natürlich hat mir die Umbauerei auch viel Spaß gemacht.

Falls es jemanden interessiert: Welche Reifen für welche Felgenbreiten passen, kann man bei den Reifenherstellern erfragen. Bei mir hat sowohl Metzeler als auch Michelin die nötigen Datenblätter zur Vorlage für die TÜV-Eintragung kostenlos zur Verfügung gestellt. Kopien können hier runtergeladen werden:

Datenblätter Metzeler Enduro 4

Brief Transvigor

Kommentare:

benno88

Nochmals Dankeschön für diese tolle Anregung/Vorlage.

Habe mir damit in Austria meine 650er Africa Twin auf SLR/Vigor Vorderfelge eintragen lassen (Gutachten 180,- Eintrag 38,-eus).

Allerdings habe ich eine 5" Akront Hinterfelge mit 160/60 ZR 17 (leider keine 4,25" mit 32 Loch gefunden).

Ziel war auch künftig die Bereifung zeitgemäßer Big Enduros ala Vara,GS fahren zu können.

Bereifung ist bei mir aber rein Strasse, zB BT20 alt, Pilot, Roadsmart....

Fahrverhalten wirklich viel präziser, gute Führung aber trotzdem nicht stur, und auf Schotter brauch ich kein Renntempo;-)