Herbsttreffen 1996

September im Rothaargebirge

Wann ist nur endlich Feierabend? Na, ja nicht mal direkt Feierabend - eher Feiermittag. Immerhin gesteht mir mein Arbeitgeber die Freiheit zu, Freitags ab 12:00 Uhr den Bleistift fallen zu lassen. Heute kann's gar nicht schnell genug 12:00 Uhr werden. Herbsttreffen in Biedenkopf steht an - "unser" Treffen. Will heißen: der Weststammtisch zeichnet verantwortlich - und einen kleinen Teil hab' ich sogar selbst zur Organisation beigetragen. Wenn ich also irgendwann behaupte, dass dieses das beste Treffen von allen war - wißt ihr zumindest warum.

Oberpünktlich und schon halb angepellt, stehe ich dann vor der Stechuhr und wenige Minuten später rasselt die Alp los. Noch fix getankt und im großen Gang nach Biedenkopf - keine Extratouren mehr - kürzester Weg ist die Devise! Was sich auch ab den Westerwaldhöhen als richtige Entscheidung herausstellt - es gießt und das nicht zu knapp. Anhalten und Regenstiefel anziehen ist nicht - sind ja nur noch 60 - 70 km und 'ne Heizung und 'en Kaffee wird's in der Jugendherberge ja wohl geben.

Beides wird denn auch bei Eintreffen sofort zur Verfügung gestellt. Peter und Bernd sind schon am Morgen aus Solingen gestartet. Die Anfahrtsstrecke ist prima ausgeflaggt, die Zimmerschlüssel liegen bereit und der Kaffeeautomat steht direkt neben unserem Gruppenraum. Schon zu diesem Zeitpunkt verspricht das Treffen das Beste von allen zu werden ;-)).

Der "Empfangsschalter" wird eingerichtet und Peter zaubert noch mehr Überraschungen aus dem Top-Case: Aufkleber, Marke Eigenbau (s.o.), die für die stolze Summe von 123,00 DM pro Person zu erwerben sind. Dafür gibt's dann Clubbeitrag, Übernachtung und Frühstück, Besichtigung der Attahöhle mit gemeinsamen Mittagessen, Grillen bis zum Abwinken - alles inklusive. Bleiben an Zusatzkosten nur noch Tankfüllung und Getränke! Auch wenn der Betrag im ersten Moment etwas abschreckend wirkt - das hab' ich für die anderen Wochenendtreffen locker investiert - nur eben in kleinen Häppchen hier mal was und dort mal was.

Bis zum Abend sind so ziemlich alle eingetrudelt - Ilka und Michael aus Hannover können leider erst Samstag zu uns stoßen. Drei haben kurz vor dem Treffen absagen müssen und noch 4 Leute hat das Wetter erschreckt. Glücklicherweise bessert sich aber auch das im Laufe des Wochenendes, so das dem besten Treffen von allen (sagte ich's bereits?;)))) nichts mehr im Wege steht.

Der Herbergsvater läßt abends erstmal Pizza bis zum Abwinken anrollen. Für die Nachzügler stehen Wurst- und Käseplatten bereit, so das keiner hungrig zu Bett muß. Auch für Biernachschub ist reichlich gesorgt. Die Öffnungszeiten des Kiosk ist von vornherein verlängert und einige Kästen extra stehen auch bereit. Da der Tagesablauf für Samstag bereits den ersten Tagsordnungspunkt für 8 Uhr ausweist, wird der Abend "schon" beizeiten (so irgendwas zwischen 1 und 2 Uhr wird's wohl gewesen sein) beschlossen. Die Diskussionen und Stories wollen mal wieder nicht enden.

Die Nacht ist mal wieder zu schnell vorbei. Zum Glück gibt's für unser Zimmer kein Anstehen bei der Dusche. Pro Etage ist ein "Betreuerzimmer" vorhanden - mit eigener Dusche :-). Als "Mitorganisator" hatte ich mir mal die Freiheit genommen, eines direkt zu requirieren. Die Zeit zum Frühstücken ist großzügig bemessen und so starte ich schon beizeiten zur Tankstelle, bevor der große Trupp einfällt. Die Tour, die heute gefahren wird, kenne ich in weiten Teilen - immerhin hab' ich einen Großteil davon ausgearbeitet. Spannend wird nur, ob der Zeitplan einzuhalten sein wird - immerhin gehen fast 50 Maschinen und ca. 60 Leute auf die Bahn. Der Herbergsvater - obwohl noch Moppedneuling - läßt sich nicht zweimal zur Tour bitten, flugs wird neue R100R aus der Garage geholt und mitgefahren. Noch 'ne Premiere: das Schlußlicht bilden Serge und Kerstin aus Berlin - mit ihrer Ente! Absolut witzig wie das Teil hinter der endlos erscheinenden Kolonne hereiert. Aber irgendwie angemessen für das beste Treffen von allen (öhmm, hatten wir das schon? ;-))).

Von Biedenkopf aus geht's auf etwas größeren Nebenstrecken zum Rhein-Weser Turm. Die Idee, hier ein Gruppenbild zu schiessen, wird aufgrund der etwas eingeschränkten Sicht aber fallengelassen. Zum Glück regnet es nicht mehr - die Straße ist zwar noch etwas feucht und zu aller Leidwesen in den letzten Tagen wohl auch noch an einigen Stellen mit Rollsplitt bepflastert worden. Trotzdem ist der Schnitt, der mit der großen Gruppe gefahren wird, enorm hoch und so treffen wir pünktlich um 12:00 Uhr zur Besichtigung der Attahöhle in Attendorn ein. Die Führung durch die Tropfsteine dauert nicht allzulange. Roland übt fleißig die Unterschiede von Stalagtiten, Stalagmiten und Stalagmaten und die meist phallusförmigen Gebilde sind für einige Spitzensprüche gut. Da das Mittagessen schon vorbestellt ist (also von der Organisation her, das beste Treffen von allen, ehrlich! ;-))), sind die 60 Figuren relativ zügig abgespeist. Die geplante Abfahrtszeit von 15:00 Uhr läßt sich so problemlos realisieren.

Die Nebenstrecken für die Rückfahrt werden etwas kleiner und - man höre und staune - sogar zwischendurch geschottert! An sich besteht keine Chance im Naturpark Rothaargebirge irgendwo reinzubiegen und Dreck unter die Räder zu nehmen. Der Zufall will es, das ich bei einer meiner Vortouren Interesse für den Lahnhof, dort wo die Lahn entspringt, entwickele. Und siehe da, die Lahn-Ferienstraße, die die Lahn parallell von der Quelle bis zur Mündung in den Rhein begleitet, ist zwischen dem Lahnhof und der nächsten Ortschaft Glashütte tatsächlich nur ein (legal befahrbarer!) Waldweg. Bernd und ich starten vorne weg, die Gruppe mit Zeitverzögerung hinterher. Bernd hat die Videokamera im Anschlag und ich will einige Photos schießen - na ja und natürlich die Strecke, die ich ja schon kenne, ohne Gruppe entlang pacen! Nach etwas Hatz, will ich mich im unteren Drittel, wo die schönen großen Pützen sind, mit der Kamera postieren. Wie ich unsere Dreckferkel kenne, dürften hier ein paar spektakuläre Aufnahmen gelingen. Die Ideallinie läuft rechts, also links geparkt. Ständer raus und sch.... Der Rand ist so weich, das der Seitenständer bis zum Anschlag versinkt, die Kiste liegt kopfüber im Graben, ich daneben und mit Photos is nix! Bis die Kiste wieder auf den Rädern steht, ist die Meute vorbei und ich hab' die Strecke wieder für mich alleine - und die Kommentare am Abend sowieso. Auch Serge ist von der Strecke begeistert - die Ente bewährt sich und so verkündet er den Plan nächstes Jahr den Chaberton damit angehen zu wollen :-).

Zurück in der Jugendherberge bleibt gerade noch Zeit um etwas auszuspannen und eine heiße Dusche zu genießen, als uns Rauchzeichen den Beginn des Grillabends ankündigen. Selbst bei Regen hätten wir gute Karten gehabt: ein kleines Vordach hätte den Grillabend nicht ins Wasser fallen lassen können. Lagerfeuer gibt's zwar keines - aber auch das Kaminzimmer oder die Sauna, die uns der Herbergsvater angeboten hatte mochte keinen erwärmen. Egal, die Party ging auch so ab. Bernd zeigt den im Laufe des Tages entstandenen Film und alle sind begeistert, wie gut sie Moppedfahren schaupielern können.

Da wir Sonntags die Zimmer gemütlich räumen können - auch hier kommt uns der Herbergsvater entgegen - trudeln die meisten erst kurz vor 9:00 dem offiziellen Ende des Frühstücks ein. Mal wieder fällt allen der Abschied schwer - immerhin war es das beste ... ok, ok, lassen wir das! ;-)))))

Zum Glück ist das Treffen für einige von uns noch nicht ganz gelaufen. Bettina, Conny und Manfred vom Münchner Stammtisch schließen sich Bernd, Peter und mir Richtung Wuppertal an, da wir abends noch Starlight Express in Bochum auf dem Plan stehen haben. Motto der Münchner: Wenn wir schon mal in der Gegend sind, schaun wir uns das auch an. Das zwischen Biedenkopf und Bochum noch gut und gerne 200 - 250 km Landstraße liegen, verriet die Deutschlandkarte wohl nicht auf Anhieb :-). Ehrensache für uns "Westler", das wir die Bayern mit einem weitern Highlight unserer (Biker-) Kultur bekanntmachen: die einschlägigen Moppedtreffs, die auf unserem Weg liegen - Haus am See, Unnenturm, ... Den Fuchs lassen wir aus, soviel Zeit, dass wir die schleichende Bedienung ertragen können, haben wir wirklich nicht! Auch die Idee Haus Scheppen für einmal Pommes Schranke noch anzusteuern, lassen wir mit fortschreitender Zeit fallen. Die Bratkartoffeln an der Aggertalsperre dürften die Entscheidung maßgeblich beeinflußt haben. Wir sind noch ordentlich satt, als es zum Abendessen geht.

Ach ja: Starlight Express war natürlich der krönende Abschluß, auch wenn das für mich bedeutete, Montag morgen zu einer absolut unchristlichen Zeit in Wuppertal aufzubrechen um pünktlich im Büro zu sein. Damit ich bald mal wieder Freitags um 12:00 Uhr Feierabend machen kann.