20 Tage Alpentour 1999

Nach 2 Jahren endlich wieder ein großer Urlaub mit dem Motorrad. Geplant bereits Ende 1998, als feststand wohin die Alpentour führt. Aber nur 1 Woche und so eine weite Anfahrt, da bietet es sich an, den Urlaub zu verlängern. Bevor es losging wußte ich eigentlich nur, daß es nach Südfrankreich geht, somit ins Warme. Gut. Wie war das noch gleich mit dem packen? Bereits einige Wochen vorher wurden die notwendigen Sachen auf einen Haufen geworfen - und das soll alles mit ?!? Ich schaffte es wieder nicht mich einzuschränken. Tankrucksack, Top-Case, 2 Koffer und die Gepäckrolle - egal ich muß es ja nicht tragen. Außerdem, die Alp ist ein geduldiger und williger Packesel.

Dann ging es endlich los. Mit der Bahn (ich weiß - Weichei) bis nach Köln-Deutz. Am nächsten Tag noch Notproviant gekauft (es könnten ja schlimme Zeiten anbrechen) und die Alp auf den Hänger gepackt (nur kein unnötiger Reifenverschleiß) und ab nach Frankreich. In Lanslevillard angekommen wurde dann endlich mit dem Motorrad gefahren. Ich wollte mich erst richtig einfahren, dazu war Bernd mit Sozia Elke der beste Sparringspartner. Ich konnte - nicht immer, aber immer öfter - dem Tempo folgen. Erste Übung über den Col d´Iseran (2770m) nach Val d´Isere. Dieser Ort ist super hergerichtet, um dem Wintersport zu frönen, leider unter Verschandelung der Natur. Ein Lift (Sessel-, Gondel- oder Schlepp-) neben dem anderen - eigentlich schade.

Nach dieser Eingewöhnungstour kam am nächsten Tag eine größere Tour dran. Von Lanslevillard über den Col du Mont-Cenis, vorbei am gleichnamigen See nach Susa. Heißt, mal eben nach Italien zum Cappuccino - ist doch klar - Hektik wollen wir nicht. Über Briancon geht es weiter zum nächsten 2000er, dem Col du Lautaret (2058m). Nach obligatorischem Beweisfoto fuhren wir weiter. Eigentlich zum Col du Galibier (2646m). Da am Abend für die Tour de France gesperrt wurde, wollten noch die letzten Wohnmobile das letzte Fleckchen vom Streckenverlauf finden - grauenvoll. Das wir bei der Wahnsinnsgeschwindigkeit nicht von der Alp gefallen sind, - waren es manchmal überhaupt 10 km/h? - wundert mich noch jetzt.

Nur schnell das Bickerl geholt und nichts wie weg. Ihr fragt Euch sicher Bickerl? Wir haben so zum Spaß bei der Alpentour vor 2 Jahren in Italien damit angefangen, Aufkleber von jedem geschafften 2000er zu holen (Jedem Tierchen sein Plessierchen). Damit wir unserer Sammelleidenschaft auch am nächsten Tag frönen konnten, machten wir uns auf den Weg Richtung Col de la Croix de Fer und dem Glandon. Wir fuhren bei bedecktem Wetter los, aber die Wolken wurden immer dunkler und wir immer nasser. Umkehr wurde beschlossen. Schade :-(((. Auch am nächsten Tag kamen die Alps nicht zum Einsatz, denn es regnete immer wieder. Da der Anfang der offiziellen Alpentour immer näher rückte, war nun also Zeltabbruch und Weiterfahrt nach Castellane an der Reihe. Bernd und ich beschlossen es noch einmal mit dem Col du Galibier zu versuchen. Dieses mal zwar mit Gepäck, aber ohne störende Wohnmobile etc. war es ein Erlebnis.

Von Gap fuhren wir dann gemeinsam mit Elke und Auto weiter nach Castellane. Schließlich waren bereits ein paar Ankömmlinge der Transalp-Freunde avisiert. Am nächsten Tag (dem offiziellen Beginn der Alpentour) übernahm Elke freiwillig Platzwache um die Neuankömmlinge einzuweisen und abzukassieren - Olaf wird sich freuen. Andreas, Andreas, Andreas (1, 2 und 3 oder 2, 3 und 4? - egal, bei zum Schluß 6 Andreas´ war es ziemlich sinnlos) sowie Bernd und ich machten einen kleinen Ausflug zum Lac de Castillon. Andreas, Andreas und Andreas ärgerten einen Angler, da sie mit lautem Plantschen banden gingen. Um noch ein paar Kilometer zu fahren, wählten wir noch eine kleine Route über Lambruisse. Landschaftlich nicht sonderlich reizvoll und die Straßenverhältnisse - Teerflecken mit Rollsplitt - igitt - nicht gerade berauschend. Dafür war der nächste Tag um so besser. Eine Gruppe von 8 Leuten (Andreas - der wievielte auch immer - Bernd II, „zwo-null-acht“ - Entschuldigung - Manfred, Kiki, Bernd mit Elke, Andrea und ich) fand sich zusammen und fuhr los. Ich fuhr als Schlußlicht einfach hinterher (wobei man mich dann bei einer Pause als „kleinen Heizer“ titulierte - ich weiß gar nicht wie die darauf kommen :-)). Jedenfalls stellte sich heraus, daß es sich um den Gorge de Verdon handelte. Ohne Worte - einfach toll. Man kann es mit Worten nicht beschreiben - man muß es gesehen haben. Nach jeder Kurve bot sich ein neuer Einblick, den man mit einer Kamera festehalten müßte. Eine kleine Pause am Lac de Saint Croix (wobei die Alper wieder einmal bewiesen, daß man keinen überflüssigen Meter zu Fuß geht und am besten bis fast zum Wasser fährt) wurde von einigen zum Baden genutzt, um dann auf der anderen Seite des Canyons zurück zu fahren.

Nach einem eh‘ verregneten Ruhetag beschlossen Bernd, Elke, Bernd II, Andrea und ich anderntags über Colmars zum Col de Champs (2045m) aufzubrechen. Der erste größere Stop wurde in Colmars gemacht, nachdem ein Markt zum bummeln einlud. Die Innenstadt zeichnete sich durch hübsche enge Gassen und kleine Geschäfte aus. Bernd II wurde dazu verleitet, sich einen Spiegel mit einem Durchmesser von 60-70 cm zu kaufen. Erst nach Rückfrage, ob denn jemand zufällig Spanngurte dabei hätte. Mittels besagten Spanngurten, Tape und Polstermaterial wie Handtücher - welch ein Zufall - konnte die Tour dann weitergehen. Zur “Spiegelwächterin” wurde Andrea auserkoren, die sich bemerkbar machen sollte, wenn sich der Spiegel selbständig macht. Der Heimtransport nach Deutschland war Dank Bernd und Elkes Wagen ja gesichert. Den Rückweg fuhren wir über den Canyon de Dalius. An den roten Felsen entlang, war die Straßenführung recht lustig gelöst. Wir fuhren den Canyon in Nord-Süd-Richtung, so daß wir durch alle Felsvorsprünge fuhren. In umgekehrter Richtung fuhr man um alle Felsvorsprünge herum. Nachdem wir in Entrevaux angekommen sind, entschlossen wir uns zu einen kleinen Schlenker über Montblanc. Moment, denkt Ihr - die kann die Landkarte nicht richtig lesen. Ätsch - doch. jeweils vor und nach einem Haus gibt es ein Ortsschild Montblanc, was zur Belustigung aller führte.

Da sich für 2 Tage eine paar Schotterfreaks (Andreas, Bernd, Kiki und Peter) zur Ligurischen Grenz”kampf”straße aufmachten, beschlossen wir eine beschauliche Weibertour (Elke, Andrea und ich) ans Meer zu machen. Quitschende und pfeiffende Bremsen ließen uns aber nur bis Grasse kommen. Außer dem Parfümmuseum war uns aber nicht nach mehr Sightseeing zumute und so fuhren wir auf schnellstem Wege zurück. Wie sich herausstellte, waren die Bremsbeläge herunter gefahren. Dank des Tips von Heinz, machten sich Bernd II, Bernhard und ich auf den Weg nach Saint Paul. Ein kleines, verwinkeltes, mit einer Galerie an der anderen, auf einem Bergrücken liegendes Örtchen, brachte eine tolle Sicht auf die Küste. Da ich nicht noch einmal des Verkehrschaos in Grasse erleben wollte, entschlossen wir uns über das Chateau Gourdon um Grasse herum zu fahren.

Die offizielle Alpentour ging schon zu Ende und wir beschlossen noch ein paar Tage zu bleiben, als noch einmal für 3 Tage das Zelt woanders auf zu bauen. Nach einem Ruhetag fuhren wir (Bernd, Elke, Andrea und ich) dann die letzten 2000er in diesem Urlaub. Über Annot, Entrevaux ging es durch den Canyon du Cians - der ebenfalls die Felsformationen in rot hatte - nach Beuil und weiter auf den Restefond de la Bonette mit 2800m, dem höchsten Paß in diesem Urlaub, nach Barcelonette. Auf dem Rückweg nahmen wir noch den Col d´Allos (2247m) mit. Sogar ich schaffte es noch in diesem Urlaub im Lac de Saint Croix zu baden, nachdem wir beschlossen haben, noch einmal den Canyon du Verdon zu fahren. Jedesmal ein Erlebnis.

Auch für uns nahte nun der Tag der Abreise. Nach einem Ruhetag machte ich mich durch Italien alleine auf den Heimweg. Eine Horrorfahrt. Ab Torino fuhr ich durch ein Unwetter, das über der ganzen Po-Ebene wütete über Mailand, Verona, entlang des Gardasees über den Brenner nach Hause. 15 Stunden und 1035 km nonstop später, naß bis auf die Haut, trotz Regencombi, war ich endlich in München. Nicht gerade ein schöner Abschluß eines ansonsten toll gelungenen und von allen unfallfrei überstandenen Urlaubs.