Bremsflüssigkeitswechsel

(ggfs. mit Verbau von Stahlflexleitungen)

Dies ist keine Anleitung, sondern eine Handlungshilfe für Leute, die wissen, was sie tun – und deren Selbstvertrauen ihrem Vertrauen in Fachwerkstätten zumindest gleichkommt. Keine Haftung für sachliche oder inhaltliche Fehler.

Werkzeug

  • 8er Nuss und Gabelschlüssel
  • Schraubenzieher Kreuzschlitz, gut passend (alternativ Bohrmaschine, Bohrer, Ersatzschrauben)
  • Ggfs. weitere Schlüssel/Nüsse bei Bremsleitungstausch
  • Dünner PVC-Schlauch
  • Leerer Behälter
  • Ungeöffneter Behälter mit Bremsflüssigkeit
  • Ggfs. Spritze (mind. 20 ml)
  • Ggfs. Stahlflex-Ersatzleitung passend für das Modelljahr, möglichst mit ABE (gute Quelle: melvin.de)

Vorbereitung

Die Hydraulik der Transalpbremse ist ein abgeschlossenes System, welches oben am Bremsflüssigkeitsbehälter über eine Membran abgedichtet ist. Den von aussen gesäuberten Bremsflüssigkeitsbehälter öffnet man durch Entfernen der beiden Kreuzschlitzschrauben (Vorsicht! Weiches Material) und nimmt den Deckel und die Membran ab. Dort darf auf keinen Fall Schmutz hineingelangen. Der Bremsflüssigkeitsstand hängt vom Verschleisszustand der Bremsbeläge ab: Voll bei neuen und niedrig bei abgefahrenen Belägen. Er muss auch wieder so eingestellt werden, bei zu viel Bremsflüssigkeit lassen sich die Bremskolben nicht zurückschieben.

An der Bremszange befindet sich ein Entlüftungsventil, welches mit einer Gummikappe abgedeckt ist. Kappe abnehmen und das Ventil mit einer Nuss SW 8 losdrehen und sofort wieder schliessen. Häufig sitzen die Ventile recht fest, und das Verwenden einer Nuss verringert die Gefahr der Beschädigung. Das einmal gelöste Ventil kann man jetzt mit einem Gabelschlüssel öffnen und schliessen. Den Schlauch aufstecken – Entlüftungsschläuche, wie sie Ersatzbatterien beiliegen, sind gut geeignet – und in einen Behälter hängen lassen. Gut geeignet, aber lebensmittelrechtlich nicht empfohlen ist ein leeres Marmeladenglas.

Durchpumpen/Entlüften

Beim Tausch der Bremsflüssigkeit wird zuerst die alte und dann die neue Bremsflüssigkeit aus dem Vorratsbehälter durch das System ins Marmeladenglas gepumpt. Der Ablauf ist wie folgt:

  1. Leichten Druck über Bremshebel/Pedal aufbauen
  2. Ventil am Bremssattel öffnen, bis Bremsflüssigkeit austritt
  3. Ventil wieder schliessen, sobald Hebel/Pedal auf Anschlag ist
  4. Bremshebel/Pedal wieder loslassen

Diese Reihenfolge muss eingehalten werden, damit keine Luft ins System gelangt. Weiterhin muss man den Stand der Bremsflüssigkeit im Ausgleichbehälter im Auge behalten, da dieser nicht ganz leer werden darf. Sollte Luft ins System gelangt sein, müssen diese Schritte so lange wiederholt werden, bis die Luft wieder draussen ist.

An der Hinterradbremse ist das Durchpumpen kein Problem, weil man das Bremspedal mit rechts und das Ventil am Bremssattel mit links bedienen kann, und den Ausgleichsbehälter im Blick hat. An der Vorderradbremse kann man zu zweit arbeiten, oder einen Gummi-Spanngurt zwischen Bremshebel und Gepäckbrücke spannen. Hier werden die Schritte 4 und 1 ersetzt durch ein aktives Zurückdrücken des Bremshebels (und einen kurzen Blick auf den Ausgleichsbehälter).

Bei einem reinen Bremsflüssigkeitswechsel kann die Aktion beschleunigt werden, indem man zunächst mit Spritze und Schlauch (wenn vorhanden) die alte Bremsflüssigkeit aus dem Ausgleichsbehälter absaugt und durch frische aus einem gerade geöffneten Behälter ersetzt. Dann pumpt man durch, bis aller Dreck und die alte Bremsflüssigkeit (meist an der dunkleren Farbe zu erkennen) herausgedrückt wurde. Dann stellt man den Stand der Bremsflüssigkeit im Ausgleichbehälter wieder ein wie vorher, baut alles zusammen und ist fertig.

Wechsel der Bremsleitung

Beim Umrüsten auf Stahlflex sollte zunächst die alte Leitung weitgehend entleert werden (durch Pumpen am Hebel). Nach Möglichkeit die gesamte Füllung des Ausgleichsbehälters durchpumpen, um den Bremskolben und das Entlüftungsventil zu spülen. Anschliessend alle Verschraubungen lösen und die alte Bremsleitung entfernen. Ein Vergleich der alten und neuen Leitungen ist ganz sinnvoll – ob die Länge stimmt und wie die neue Leitung angebaut werden muss; die beiden Enden unterscheiden sich bei der hinteren Leitung z.B. leicht in der Kröpfung. An einem Ende beginnen und die neue Leitung analog der alten verlegen, knick- und scheuerfrei, und auf den Federweg achten. Gummimanschetten nach Belieben von der alten Leitung abschneiden und weiterverwenden. Anschlüsse mit alten Schrauben und neuen Dichtungen herstellen, die Dichtungen leicht mit Bremsflüssigkeit benetzen und Anzugsmomente beachten (Hohlschrauben!). Anschlüsse nur nach Angaben des Herstellers verdrehen und nur so viel wie notwendig.

Wenn alles passt, muss die Bremsanlage gefüllt und entlüftet werden. Für die Erstfüllung ist es einfacher, diese vom Bremssattel aus vorzunehmen, also mit einer grossen Spritze und Schlauch durch das Entlüftungsventil  die Bremsflüssigkeit bis in den Bremsflüssigkeitsbehälter zu drücken. Voraussetzung ist, dass das Entlüftungsventil ordentlich sauber ist, also dass möglichst viel Bremsflüssigkeit vorher von innen herausgedrückt wurde. Anschliessend wie oben beschrieben weitere Bremsflüssigkeit zum Entlüften hindurchpumpen. An der Bremsarmatur der Vorderradbremse ist ebenfalls ein Entlüftungsventil, um die Armatur selbst zu entlüften.

Wenn man fertig ist, muss am Handbremshebel/Pedal ein harter Druckpunkt spürbar sein (der geöffnete Ausgleichsbehälter spielt dabei keine Rolle). Ist er weich, ist noch Luft im System. An den Anschlussverschraubungen der Leitung bei ordentlich Druck auf Dichtigkeit prüfen. Alles zusammenbauen und Probefahrt machen.

Wichtige Hinweise

Bremsflüssigkeit ist hygroskopisch, d.h. sie zieht mit der Zeit Wasser. Hat man noch ungebrauchte, vor längerer Zeit geöffnete Gebinde, so spricht nichts dagegen, diese für die Erstbefüllung einer neuen Leitung und Entlüftung zu verwenden – die letzte Füllung sollte jedoch immer mit einer frisch geöffneten Packung durchgeführt werden. Weiterhin ist Bremsflüssigkeit aggressiv insbesondere gegenüber lackierten Teilen, daher möglichst sauber arbeiten, Sabber gleich aufwischen und nach beendeter Arbeit alle relevanten Teile (Bremsanlage bzw. ganzes Motorrad, Boden, Werkzeug, Hände) gründlich mit Wasser abspülen. Die aufgefangene Bremsflüssigkeit darf nicht mit anderen Flüssigkeiten vermischt werden, sie gehört ordentlich entsorgt (in Originalgebinde einfüllen, kennzeichnen, an Händler zurückgeben).