Alpentour 1996

29.7. - 4.8.96 in Lanslevillard/ Westalpen (F)

So ein bitterer Sonntagmorgen - er beginnt mit Abschiednehmen. Für einige ist der Urlaub gelaufen, so das sie uns nicht mehr auf die Alpentour begleiten können - seufz. Andererseits, der Trupp ist immer noch so groß, dass wir uns schnell einig sind, dass in mehreren Gruppen gefahren werden sollte, damit ein zügiges Vorwärtskommen gewährleistet ist. Der harte Kern unseres Pulks besteht aus dem Weststammtisch - Peter und Malu, Bernd, Andreas, Martin und ich - verstärkt um Per Øhl aus Schweden und Andreas Marx aus Braunschweig.

Ähnlich wie am Vortag führt uns unser Weg Richtung Grenze, wir wählen jedoch einen Weg, der uns parallell dazu nach Bellegarde führt. Von dort auf dem direkten Weg nach Annecy und am See entlang nach Albertville. Höhepunkt unserer Tour soll der Weg über den Col de la Madeleine werden. Und wirklich - auch wenn das Wetter anfangs etwas zu wünschen übrig läßt, ist der Paß traumhaft zu fahren. Per sitzt mir im Nacken und so geb' ich Handzeichen, er soll vorfahren, was er auch gerne tut. Bis zum Gipfel ist von ihm nichts mehr zu sehen. Auf exakt 2000 m nehmen wir noch einen Espresso, bevor wir uns an den Abstieg machen.

Per ist wieder vorne weg, um als Minenhund die Kurvenlage auszuloten und Andreas und ich spritzen so gut es geht hinterher. Irgendwann in der ich-weiss-nicht-wievielsten Kurve passierts dann. Beim Anbremsen trete ich ins Leere - oops, kann passieren mit den Regenstiefeln - nachgehakt. Es passiert nix! Das war kein Fehltritt - die hintere Bremse hat sich verabschiedet - schluck! Sachte mit der Vorderradbremse runtergestottert, Gänge einen nach dem anderen nach unten durchgereicht und die erste freie Stelle zum durchschnaufen gesucht. Andreas bleibt bei mir - auch er hat Probleme. Die dünne Luft oder was auch immer führte zu Nasenbluten. Als ich meinen Seitendeckel runternehme, um nach der Bremsflüssigkeit zu sehen, staune ich nicht schlecht: der Ausgleichsbehälter ist ratzeleer! Lecks im System sind keine erkennbar. Spätestens am nächsten Morgen bei der erneuten Kontrolle wird klar: die Brühe war schlicht und ergreifend verdampft! Nach einer kühlen Nacht war die Flüssigkeit wieder ausgefallen und der Behälter bis zum Maximum gefüllt. Da ich keinen Bock auf große Schrauberaktionen habe, beschliesse ich, für den Rest des Urlaubs auf die Hinterradbremse so weit als möglich zu verzichten - basta.

Natürlich sind wir die letzten, die auf dem Campingplatz in Lanslevillard eintreffen - was in dem Fall sein Gutes hat. Während die große Meute dichtgedrängt in der Mitte des Platzes steht, bekommen wir mit 3 Leuten einen Extraplatz und ziehen sozusagen in die Villengegend. Zwar liegen wir direkt unterhalb der Durchgangsstraße aber nachts ist's zum Glück ruhig. Weniger gut dafür die Lage von Lanslevillard auf rund 1400 m Höhe: abends wurde es empfindlich kühl und extralange Nächte waren damit von vornherein nicht zu erwarten.

Das offizielle Programm mit jeweils Schotter und Asphalt als Alternative behagte mir schon bei der Ausschreibung nicht so recht - erst recht nicht, als ich von den Schwierigkeitsgraden einzelner Schotterstrecken im Denzel gelesen hatte. Und auch die Ausfahrt beim Internationalen war mir im Gedächtnis geblieben. So hatte ich vorsorglich schon mal ein paar Alternativen ausgearbeitet. Schotter und Asphalt lustig gemischt und auch für Normalbegabte keine Schwierigkeit. Und wie so oft - es finden sich immer ein paar Mitstreiter, die ähnliche Ambitionen haben.

So gingen wir am Montag mit vier Leuten - Andreas, Bernd, Carsten und ich - auf die erste Tour. Überwiegend Asphalt und leichter Schotter auf dem Col de Granon stand auf dem Plan. Als erstes rauf auf den Mt. Cenis, der unser Hausberg während der nächsten Tage werden sollte. Eigentlich waren die Maschinen noch viel zu kalt - trotzdem es wurde schon eine nette Heizerei - die Kurven liefen einfach zu schön.

Oben am Stausee angekommen bereits die erste Improvisation: Warum geradeaus den Asphalt nehmen, wenn es doch auch einen Schotterweg rund um dem See gibt. Zumal, wenn's Autobahnschotter ist und irgendwo im Laufe des Weges auch die Zufahrt zum Malamot abgzweigt. Um's vorwegzunehmen: gefahren sind wir den Malamot nicht. Weder an diesem Tag noch an einem anderen, weder wir noch sonst irgendjemand der Transalper. Der Malamot gehört zum Naturschutzgebiet und stellte sich als gesperrt heraus!

Zu unserer Überraschung begegneten uns in der Auffahrt zwei Moppedfahrer, die tagszuvor auch in Lanslevillard genächtigt hatten. Die vollbepackte Kawa-Straßenmaschine war noch einigermaßen zu kapieren - aber der Kerle mit dem extraflachen Intruderumbau wußte offensichtlich nicht was der Malamot ist. Auch sein grinsender Kommentar sprach für sich: "Also mit euren Geräten könnte man's wohl schaffen." Wir ersparten uns den Versuch, erstens war's verboten und zweitens hatten wir noch eine ordentliche Etappe vor uns. Richtig genial wurde es dann auf dem Staudamm - da konnte man's so richtig abgehen lassen - 70, 80 und immer rein in die Pfützen! An der Einbiegung zur Straße trafen wir auch die beiden Freaks wieder - allein auf dem Asphaltabsatz verbriet der Trudifahrer die halbe Kupplung: viermal Transalper-Grinsen gratis! 

Runter nach Susa, Italien und durch ein stickiges Tal bis Bardoneccia. Von dort ging's auf den (zwischenzeitlich durchgehend geteerten) Col de l'Echelle (oder Colle di Scala wie er auf italienisch heißt). D.h. erstmal bin ich falsch abgebogen, mit der Konsequenz, auf ein wunderschönes Seitental - mit Schottereinlagen - zu treffen, wo wir auch gleich eine kleine Mittagspause einlegten. Ehrlich gesagt, war ich von dem Tal so fasziniert, das mir vom nachfolgenden Col de l'Echelle kaum Eindrücke geblieben sind. Eher schon wieder vom Vallee de Claree von wo aus der Col de Granon abgeht.

So ganz einfach war der Einstieg nicht zu finden - am Ortseingang von Val de Pres hinter der Brücke scharf rechts und dann die zweite Abzweigung links (zu erkennen am Tempolimit 20 und dem Untertitel "Route dangereux" - was beides schamlos übertrieben ist). Dass wir den richtigen Weg gewählt hatten, wurde uns spätestens klar, als wir nach ein paar Schotterkehren zum Fotographieren anhielten und im Tal lautes Zweitaktergebrüll und das Stampfen einer Viertaktenduro zu uns hoch drangen. Kurz drauf hielten zwei Mädels aus Düsseldorf auf einer 125 Husky und einer Yami 350 TT bei uns, die uns bestätigten, dass wir den Col de Granon erwischt hatten.

Meine Frage beim Losfahren, ob wir ihnen in der Hütte oben schon was mitbestellen sollten, fanden sie irgendwie nicht lustig. Als wir dann aber mit unseren schweren Eseln ziemlich Schritt hielten, sogar an der Yamaha vorbeizogen, waren sie von der Ernsthaftigkeit der Frage tatsächlich überzeugt. Als "Belohnung" durften wir dann auch mit auf die tollen Aussichtspunkte, die die beiden kannten - das Fort d'Olive und den Tortenbunker, der kreisrund tatsächlich an einen Geburtstagskuchen erinnert. Aber auch die Strecken zu diesen Punkten waren sehenswert.

Lediglich Carsten und später auch Bernd hatten irgendwann genug von den Extratouren und warteten auf der Paßhöhe. Dabei war die Strecke ein spitzenmäßiges Übungsgelände: Drifts, Anlieger, Bachdurchquerung, Riesenpfützen, lange Vollgasstücke - es war alles vorhanden, was das Dreckferkelherz begehrt - entsprechend sahen meine Kiste und meine Klamotten dann auch aus. Und Andreas' nicht viel weniger. Die Schottergröße erinnerte mich stark an den Tremalzo, den ich letztes Jahr noch ausgelassen und nur das Stück bis zum Scheiteltunnel von der Nordrampe aus begutachtet hatte.

Die Abfahrt ging über eine asphaltierte Rampe und Carsten wurde mit jedem Kilometer wieder versöhnlicher - hatte er uns doch vorgeworfen das die Tour überwiegend Asphalt werden sollte - und dann so was! Auch die Erklärungsversuche von Bernd, das sei gar kein Schotter, sondern nur "Rauhasphalt" mochten ihn nicht milder stimmen. Aber seine Stunde kam noch. Immerhin lagen noch der Lautaret, der Galibier und der Telegraph vor uns, die wir auch zügig - den Lautaret sogar sehr zügig - befuhren. An der Lauffläche der Reifen war danach von einer Schotterexkursion jedenfalls nichts mehr zu sehen. Carsten war in seinem Element. Den Galibier stürzte er vor uns runter und kam uns sogar wieder ein Stück entgegen - wie ein Hund, den man von der Leine läßt. Der Weg zurück zum Campingplatz über Modane zog sich wie Kaugummi, womit der zweite Nachteil des Platzes deutlich wurde - die An- und Abfahrten zu den schönen Strecken war oft recht weit oder es mußten auch Strecken mehrfach gefahren werden, was auf Dauer auch keinen Spaß machte.

Dienstags hatte ich den Programmpunkt ausgemacht, den ich mir unter keinen Umständen entgehen lassen wollte: Die Fahrt auf den Sommelier, die weiteren Touren zum Jafferau etc. waren nichts für mich, das war mir vorher klar. Aber einen 3.000er wollte ich haben! Jedoch brachen wir wieder erstmal nur mit einem kleinen Trupp - Andreas, Klaus und ich - auf um einen Weg über den Col Frejus zu finden. Im Denzel steht er drin - also würden wir ihn auch finden. In der Tat den Einstieg auf französischer Seite fanden wir, wurden jedoch vom Gendarmen, der gerade dort die Hecke bewässerte zurückgepfiffen - dumm gelaufen. Umgekehrt bei der Heimfahrt versuchten wir den Einstieg auf italienischer Seite zu finden - den gibt's aber schlicht und ergreifend nicht - nicht mal ansatzweise. Wer weiß, wo wir stecken geblieben wären, hätten wir nicht umkehen müssen. Blieb uns nur entweder wieder komplett zurück über den Mt.Cenis und wie am Vortag Bardoneccia anzusteuern, oder 92 FF zu investieren und durch den Tunnel Frejus zu fahren. Die Faulheit siegte - und so durften wir für 30 Mark einmal Luft anhalten. Klar, das wir uns für diese aufopferungsvolle Tat erstmal selbst belohnen mußten und in Bardoneccia das erste Ristorante uns gehörte. Bei Gnocci tafelend, sahen wir dann auch den Rest der Mannschaft vorbeirauschen, die den großen Bogen geschlagen hatte und jetzt zum Sommelier auflief. Jetzt nur keine Hektik aufkommen lassen - erstmal ordentlich Vorsprung geben und dann nachsetzen. Gesagt getan, die ersten trafen wir auf halber Höhe zwischen Rifugio Scarfioti und Rifugio d'Ambin beim fotographieren wieder und den Rest hatten wir pünktlich am Gipfel zum Gruppenfoto wieder eingeholt - natürlich verbunden mit der Frage der Anderen "Wo kommt ihr denn jetzt her?"

Der Sommelier war für mich persönlich der Höhepunkt und das Maximale, was ich fahrerisch z.Zt. zu leisten Willens und im Stande bin. Die Kategorisierung im Denzel (18. Auflage) ist vielleicht eine halbe Nummer zu gut, der Weg verfällt zusehends und ist nur noch mit Allrad oder Enduros (auch große) zu fahren. Nach meiner Einschätzung dürfte es nur noch eine Frage von wenigen Jahren sein, bis das Terrain ausschließlich den Hardenduros und Crossern vorbehalten bleibt.

Die richtigen Hardliner hatten natürlich noch lange nicht genug und starteten nach einer kräftigen Brotzeit in Rochemolles noch zum Jafferau. Irgendwie ging den Freunden aber so die Begeisterung durch, dass sie das Tanken vergaßen. Während einige schon auf dem letzten Tropfen auf dem Gipfel ankamen, hätte die anderen das Schicksal spätestens während des Abstiegs ereilt. So wurde erstmal umgepumpt und dann gemeinsam gespart - bergab geht' schließlich auch ohne Motor. Da auch die Zeit immer weiter fortschritt, wurde die erste offene Tankstelle erst wieder in Susa erreicht - lautlos und im Dunkeln, so das die Gruppe als die "Ghostrider" in die Vereinshistorie eingehen dürften.

Nach soviel Schotter war für mich der Mittwoch als echter Urlaubstag geplant: Kleine Tour, ganz gemütlich. Und da wir morgens beim Croissantkaufen auch noch entdeckten, das Markttag in Lanslevillard war - war klar, das auch zünftiges Picknick dazugehören würde - und wenn's einen See zum Baden gab, war auch der willkommen. Es fand sich mal wieder die altbewährte Truppe - Bernd, Andreas - zusammen und auch Michi Eckert wollte heute nicht viel rumfahren, im Gegensatz zu Peter, der umbedingt Dreck sehen wollte und seine Beifahrerin Malu bei mir unterbrachte.

Zuerst mal wurde der Markt genossen - leckere Savoyer Würste und Ziegenkäse probiert und erworben, ein paar Tomaten und etwas Obst gekauft. Was (äußerlich) anderes an Brot als das ewige Baquette - auch wenn das "Bauernbrot" nach dem Aufschneiden sehr ähnlich aussah. Dazu gönnten wir uns großzügig ein Panaché - also ein Radler. Die Mittagspause würde einfach entsprechend länger ausfallen, bis die Wirkung verflogen war. So gerüstet konnten wir beruhig auf Tour gehen.

Anstatt wieder durch das langweilige Tal bis Modane zu fahren, nahmen wir eine Nebenstrecke entlang der Berge, auf die uns Martin aufmerksam gemacht hatte. So mußten wir nur das Stück von Modane bis St. Jean d. Maurienne über die Hauptstraße bevor es links ab in die Berge ging. Ich hatte wieder so einen kleinen weißen Wurm auf meiner Michelinkarte entdeckt, der sich in einigen Serpentinen den Hang raufmachte und dann später als Zubringer zum Croix de Fer diente. Irgendwie wurde uns rasch klar, das 1:200.000 nicht ausreichte um alle Kehren darzustellen, die Strecke nahm kein Ende. Die engen Kehren lagen vom Tempo genau zwischen dem 1. und dem 2. Gang, dazwischen gerade Stücke, die das Schalten in den dritten fast nicht wert waren. Dafür wurden wir mit einer großartigen Aussicht und tollen Fotomotiven belohnt. Auch die Mittagspause fiel wie geplant sehr üppig aus - lediglich ein Badesee wollte sich nicht einstellen. Sämtliche blauen Flecke auf der Karte erwiesen sich als Stauseen in denen Baden aus Sicherheitsgründen verboden ist, oder als Bergseen, in die trotz der guten Wetters sicher keiner freiwillig gegangen wäre.

Auch der Programmpunkt des Donnerstags war wieder nach meinem Gusto: Assietta-Kammstraße für alle. D.h. einige wollten nochmal auf den Jafferau und es fand sich (wer hätte es anders gedacht) eine Gruppe, die unbedingt den Chaberton bezwingen wollte. Ums kurz zu machen: 6 Leute schafften es sogar - einer der vor 3 Jahren schon bei den Bezwingern dabei war, empfand die Strecke als noch schwieriger als damals und kehrte um. Der Rest bezeichnete das ganze einhellig als "Bergwanderung mit 200 kg Gepäck" da doch einige herzhafte Stücke dabei waren, die nur schiebend, schleppend und tragend zu überbrücken waren. Bezeichnend auch die Aussage von unserem Endurofahrer Michael Ullrich: "Da fahr' ich im Leben nicht mehr hoch - nicht mal mehr mit meiner Husky!" Glücklicherweise kamen alle wieder heil unten an, außer ein paar Kratzern im Tank und verbogenen Hebeleien gab's nicht mal größere Materialschäden. Da der Berg nicht leichter geworden ist, scheint das fahrerische Können in der Gruppe gestiegen zu sein. Alle Achtung, Jungs!

Das ankündigte Gruppenbild auf der Assietta brachte so "nur" noch 20 Maschinen zusammen. Die Kammstraße selbst war (gottseidank) knochentrocken. Bei Feuchtigkeit, war mir der dringende Rat von meinem Spatzl mitgeben, helfe nur noch "umdrehen und Finger weg". So konnten wir aber fleissig Staubwolken produzieren. Im hinteren Drittel fand sich dann auch der Grund für die Warnung: Tiefausgefahrene und wieder festgetrocknete Schlammlöcher - bei Nässe wäre es ein leichtes, die Alp hier einzugraben.

Die Anfahrt führte uns über den Mt. Cenis (schon wieder mal) allerdings mit einer Variante auf italienischer Seite: über eine minikleine Strasse nach Cenisio und vorbei an dem gestern so schmerzlich vermißten Badesee. Hinter Susa gings dann hoch auf dem Col de Finstere der irgendwann in leichten Schotter überging. Irgendwie war ich mit meiner Position nicht ganz zufrieden. Hightower vor mir aus Hannover schien sich in dem Geläuf nicht ganz wohl zu fühlen und so wurde irgendwann Blinker gesetzt und prompt wurde von vorn "ok" gemeldet. Meinen Wuppertaler Kollegen muß es ähnlich ergangen sein, jedenfalls ging die "Mannschafts-Bergwertung" an diesem Tag komplett an den Weststammtisch - auf hinteren Rängen gestartet, warteten wir zu viert auf den Rest der Truppe :-).

Zwischendurch legte Peter, der die Strecke am Vortag mit Per zusammen genauestens erkundet hatte, an den schönsten Ecken immer wieder Pausen ein - auch um Nebenstrecken zu Aussichtspunkten zu "erfahren". Klar, dass eintreffenden Kuhtreibern und Tätäräfahrern die Bergkünste der Alp demonstiert wurden. Schade nur, dass wir nicht abwarteten, bis diese zur Gegenvorstellung ansetzten. Die Mittagspause oberhalb von Sestriere war einfach göttlich. Ein echter Off-Roader Treff: Jeeps, ein paar Hardenduros, eine Trialschule mit kleinen, wendigen GasGas und mittendrin die feisten Alps. Zurück ging's dann auf 3 Routen nach Susa - wahlweise wieder über den Col de Finestere über den wir auch gekommen waren - über Landstraße oder Autobahn auf dem direkten Weg. Ich entschied mich für die Landstraßentruppe, was sich erst nachdem ich mich hinter Führungsmann Olaf geklemmt hatte, als glückliche Wahl herausstellte. Vorher hing wieder ich hinter einigen Hannoveranern, die wohl mehr plattes Land gewöhnt sind und die Kurven arg anbremsten.

Schnell noch die letzten Fotos vom Campingplatz gemacht und da passierts: Ich rutsche im nassen Hang weg und verdreh' mir's linke Knie. Kurze Schrecksekunde - dann geht's wieder. So ein Mist! Über eine Woche lang im Schotter rumgesaut, flach durch die Kehren geheizt, gefahren wie der Henker und nix passiert - und jetzt am letzten Tag sowas! Der Schmerz ist erstmal erträglich und so wird beim Zusammenpacken nicht viel Aufhebens drum gemacht. Auch als wir gegen 9:30 über den Col d'Iseran aufbrechen, ist alles noch ok. Den kleinen Bernhard komm' ich auch noch sauber hoch - aber schon beim Absteigen auf der Paßhöhe ist mir klar, das mit dem Knie mehr passiert sein muß. Die Abfahrt und die Überquerung des großen St. Bernhard werden jedenfalls schon zur Quälerei - jeder Schaltvorgang tut höllisch weh. Eigentlich wollten wir gemütlich durch die Schweiz bis hinter die deutsche Grenze und von dort am Samstag durch den Schwarzwald nach Hause. Ist nicht, in meinem Fall hilft nur eins: her mit der Vignette, rauf auf die Autobahn und schnellstmöglich heim - ohne viel zu Schalten. So wird's dann auch. Andreas spielt Krankentransport und begeleitet mich für alle Fälle. Ab Martigny wird nur noch Vollgas gefahren - und so müssen wir vor Basel raus zum Tanken und auch um die Regenklamotten anzupellen, weil die Wolken immer dunkler werden. In Basel selbst erwischt es uns dann - und zwar so heftig, wie es nie zuvor erlebt habe.

Trotz Membranjacke ist mein T-Shirt hinterher etwas feucht. Der nächste Tankstop auf deutscher Seite kommt also gerade recht - auch, um den leeren Magen etwas zu beruhigen und das Knie, das immer dicker wird, nochmal zu versorgen. Wär's doch nur das rechte - die Bremse funktionierte ja eh' nicht mehr richtig. In Worms kommt der letzte Stop - ich weiß, das ich jetzt in einem Rutsch nach Hause fahren kann. Punkt 23:00 Uhr - also 13,5 Stunden nach dem wir in Lanslevillard gestartet sind stehe ich vor meiner Haustür und schaffe es mit Ach und Krach vom Mopped runterzukommen um nur noch in mein Bett zu fallen.