Bericht zum Zentraltreffen 1996

6. - 9. Juni im Oderbruch

Jahresplanung der Stammtisch-Häuptlinge im Herbst 95:
"Anfang Juni ist doch wieder ein Feiertag im Süden, da könnten wir doch etwas weiter weg fahren!?"
"Ja, warum nicht wieder in den Osten? Spreewald dieses Jahr kam doch gut an!"
"Klar, den Berlinern, Sachsen, usw. muten wir sonst immer die Riesentouren in den Süden oder den Westen zu, kommen wir Ihnen also mal wieder entgegen!"
"Wie wär's mit dem Oderbruch - schöne Gegend"
"Gegenstimmen? Ok, beschlossen und verkündet!

schnipp

So oder ähnlich muß die Planung für die Tour über Frohnleichnam entstanden sein. Das die Rechnung aufging, zeigte die rege Beteiligung von 39 Leuten, die auf 28 Alps (und noch so'n paar anderen Kisten) angereist kamen. Und das bei Anfahrten von z.T. 700 - 800 km! Zurückschrecken ließen sich lediglich die Münchner und wenn man's genau nimmt auch der Weststammtisch.

Die beiden einzigen Vertreter hatten es sich nämlich extra bequem gemacht und die Maschinen auf den Hänger verfrachtet - ich geb' zu, dabei gewesen zu sein :-). Immerhin, auf die Art und Weise war es möglich die Anfahrt in einem Tag bequem zu absolvieren und zusammen mit 7 anderen Alpern schon am Donnerstagabend das erste Bierchen zu genießen. Im Gegensatz dazu waren die Schwaben zu einer regelrechten Stippvisite verdammt: Donnerstags bis nach Rudelsdorf zu Ralf Gröper, Freitags bis ins Randowtal und die gleichen Etappen ab Samstag Nachmittag zurück. Dabei sein ist eben alles! Respekt!

Bis die große Meute am Freitag eintraf blieb also noch genügend Zeit, die Umgebung zu erkunden. Die letzten Kilometer von der Bundesstraße bis zur Pension Randowtal hatten am Donnerstag schon Abenteuer versprochen: eine Betonpiste - zwei Streifen feinster DDR-Plattenbau, rechts, links und dazwischen Wiese - war die nobelste Verbindung zu Außenwelt.

Alle anderen Wege endeten früher oder später im Sand oder in einer Weide. Da sich beides legal befahren lies und z.T. sogar als Weg in der Karte eingezeichnet war, war für Beschäftigung am Vormittag reichlich gesorgt. Als dann noch Hannes, der Wirt der Pension, von einer nahe gelegen Cross-Strecke zu berichten wußte, war auch das Nachmittagsprogramm klar: Erst mal baden und bei 30 Grad ausölen und danach nochmal in den Dreck.

Der See, den wir auserkoren hatten lag südlich von Prenzlau etwa 20 km westlich von unserer Pension und bot die dringend benötigte Erfrischung. Frisch gekühlt mochte dann nicht jeder noch mal Crossen und so trennte sich die 5-er Gruppe zum Erdferkeln und zum Sightseeing.

Zurück im Landhaus Randowtal, eine ehemalige Kaserne der Antiterrorgruppe des MfS, erwartete uns bereits der größte Teil der Truppe. Die Vorplanung des Abendessens wurde kurzerhand über den Haufen geworfen. Bestellt wurde was gefiel und wann's gefiel. Die Küche wurde von Wirt Hannes kurzerhand für flexibel genug erklärt, alle Wünsche zu erfüllen. Das konnte sie auch! Das Beste daran: das leckere Essen gab's zu Preisen wie in Friedenszeiten: Schweinesteak Hawaii mit Pommes oder Kroketten, Salat und Rahmpilzen für 8,70 DM war das mit Abstand teuerste Gericht, das Bier dazu für DM 2,00 - die Grundlage für einen zünftigen Abend hätte kaum besser sein können.

Als dann noch DJ und Schlagergröße Roland "Rosenzwerg" Heise für Stimmung sorgte, der "kleine Trompeter" Thomas Wille von den Torgauern auf FDJ-Lieder programmiert wurde und Jean Zwanzig ihren "Jeannie Fan-Club" mit wilden Tänzen unterhielt, kochte der Saal und die anwesende Dorfjugend staunte nicht schlecht.

Fast unglaublich, das dennoch alle am nächsten Morgen pünktlich zum reichlichen Frühstück erschienen und die große gemeinsame Ausfahrt ebenso pünktlich starten konnte. Allerdings zog sich die von Markus Kunkel - der nicht mal selbst teilnehmen konnte - toll ausgearbeitete Strecke doch etwas länger als geplant. Über kleine Landsträßchen, sogar leichter Sand und Schotter ging's Richtung Süden nach Eberswalde.

Geplante (Tank-)stops und ebensolche unfreiwilligen an Baustellenampeln und Bahnübergängen führten zum sofortigen Ausschwärem der Gruppe in Richtung Schatten. Auch die schattenspendenden Alleen konnten begeistern und verführte zum gemütlichen Dahinbummeln. Der Besuch des Schiffshebewerks in Niederfinow wurde aus Zeitgründen dann auf den Nachmittag verlegt und wir bemühten uns erstmal wieder um das leibliche Wohl. In Eberswalde war bereits eine Gaststätte über den Herdentrieb vorab informiert worden. Trotzdem kam die Küche nicht richtig nach und bis alle wieder auf den Böcken saßen waren gute 3 Stunden vergangen.

Die Besichtung des Hebewerks fiel dann auch entsprechend kurz aus. Immerhin blieb genügend Zeit zuzusehen, wie große Frachtpötte und Freizeitskipper in einer Art überdimensionaler Badewanne per Aufzug nach oben oder unten befördert wurden. Die tolle Aussicht, die allerdings mit einem ordentlichen Aufstieg verbunden war, wollten sich jedoch in Anbetracht der Hitze nur wenige antun. Viel begeisterter wurde der Vorschlag aufgenommen, den See um die Ecke, den wir bereits vormittags passsiert hatten zu stürmen.

Die Schwaben mußten sich leider schon wieder verabschieden, was dazu führte, das die Gruppe fast explosionsartig auseinander stob - Richtung Heimreise, Richtung Pension, Richtung Badesee und - zumindest einer auch Richtung Polen. Die ursprüngliche Idee, komplett an der polnischen Seite der Oder zurück zu fahren wurde fallen gelassen, weil nur die wenigsten eine grüne Versicherungskarte dabei hatten. Wirt Hannes hatte als Eingeborener dringend gewarnt: "Rein kommt Ihr auch ohne, aber bei der Ausreise kommt die Frage nach der Karte und wer die dann nicht hat, zahlt 500 DM!" Geschenkt.

Die Straße dieseseits der Oder waren auch abenteuerlich genug. Immer wieder sind ganze Dörfer nur mit Kopfsteinpflastersträßchen, Sand- oder Betonpisten untereinander verbunden. Ideal für die Transalp! Fast Ehrensache, das auch die anfangs noch als unmöglich eingestufte Betonpiste zu unserer Unterkunft immer weniger benutzt wurde - es gab' ja noch die morastige Wiese (offizieller Weg!) neben dem Kanal über die man einfallen konnte.

Klar, das nach solcher Anstrengung eine gute Dusche, das ein oder andere Bierchen und auch reichlich feste Nahrung angesagt war. Die leckere, hausgemachte Suljanka, die schon an den Vortagen immer wieder vergeblich geordert wurde, war zwischenzeitlich verfügbar und gab die Grundlage für ein hervorragendes 3-Gänge Menü.

Dass die Alper auch beim Feiern noch steigerungsfähig sind, mußte Hannes' Bedienung schmerzlich erfahren. Hatte sie an Vortag durch Ihre schneckengleiche Rasanz schon für den Unmut Einiger gesorgt (und sich bitterböse Worte Ihres Chefs anhören müssen), so wurde ihre Wiedergutmachung am Samstagabend (freundlich, fix, ...) gnadenlos ausgenutzt - so bis etwa 5 Uhr früh. Rache ist süß! Die Strafe folgte allerdings anderen Morgens auf den Fuß: Immerhin war für die meisten noch eine stattliche Rückfahrt bis Hannover, Osnabrück, Düsseldorf usw. zu erledigen. Demnächst wird wohl die Ausstattung einiger Transalps um einen Autopiloten zu erweitern sein - oder die Zahl der Moppedanhänger nimmt zu ;-).