Teneriffa 2000

oder Korsika mit Hindernissen

von Olaf Kropp

Da Stefan nun schon ausdrücklich in der letzten News darauf hingewiesen hat und ich es ihm ja auch versprochen hatte, hier nun ein kleiner Bericht über eine Katalogbestellung und was aus sowas werden kann:

In meinen raren Freizeitminuten, wenn's mal wieder möglich ist, schau ich mir gern mal das Motobike-Magazin auf DSF an. Okay, so toll ist es nicht, aber leider gibts auch keine Alternativen. Dort machte der Sponsor (POLO), Werbung für den SUPER-SOMMER-SCHNÄPPCHEN-KATALOG, den man somit auch ich unbedingt haben müßte, weil: man ist ja nicht blöd ;-) ! Orders über die Homepage des Sponsors. Also, nix wie ran an den Rechner und auf die Homepage und Katalog bestellt. Dabei fiel mein trüber Blick auf den Vermerk Preisausschreiben, Hauptgewinn: Enduroreise nach Korsika!. Kurz durchgelesen (die Antwort stand ca. 3cm oberhalb der Frage ;-))), geantwortet und ab per eMail. Das war ungefähr Anfang Juni.

Zwischendurch bin ich umgezogen, hatte bei meinem damaligen Arbeitgeber gekündigt, kurz: ich hatte genug um die Ohren und hab daran absolut nicht mehr gedacht. Irgendwann Anfang August dann ein Anruf: Hier POLO-Expressversand, ich möchte gern Herrn Kropp sprechen... Am Ende stand ich total verblüfft und ziemlich happy am Telefon, auch wenn man mir mitteilte, daß es nun doch nicht nach Korsika, sondern nach Teneriffa gehen sollte und der Enduro- mehr einem Touringcharakter weichen sollte.

An Arbeiten war nicht mehr zu denken an diesem Tag. Von da an zitterte ich mich vor Aufregung und Vorfreude dem 25.10.2000 entgegen, dem Tag der Abreise (mein Grinsen wurde von Tag zu Tag breiter). Irgendwann kam er dann, lang ersehnt, der

Abreisetag (25.10.): Morgens noch arbeiten, Koffer ist gepackt (Mist, wie soll ich bloß alles mitkriegen), abends mit dem Unternehmen Zukunft gen Ddorf, zum >Hotel Lohmüller< (nochmals danke, daß ihr mich ertragen habt ;-) ). Spät angekommen, kurz gequatscht, ab ins Bett.

Abflugtag (26.10.): 3:00 Uhr war Aufstehn angesagt, SCH****, verschlafen, das Taxi zum Flughafen ist in 15 min. da. Also, kurz frischgemacht, Frühstücksverzicht und ab zum Flughafen. Treffen geplant ist für 4:30 Uhr, ich bin noch pünktlich.

Im Abflughangar E (sieht mehr aus wie ne Lagerhalle) kurzes Orientieren, da steht schon der erste (erkennbar am KTM-Sweatshirt). So nach und nach scharen sich auch die anderen 8 Gewinner um uns herum. Noch ein kleines Schwätzchen zum Kennenlernen und einem Kaffee zum Wachwerden, dann checken wir ein. Es geht los! Ankunft Teneriffa-Flughafen (im Süden): 10:00 Uhr Ortszeit; nach einer Stunde Warten aufs Gepäck ab in den Bus, der uns zu unserem Hotel im Norden der Insel bringt.

Kurz die Zimmer beziehen und die Bekleidung den angenehmen 24 Grad anpassen (in Ddorf hatte es noch aus Kübeln geschüttet), schon trifft man sich am Pool für die ersten Drinks. Bis auf Christian, der seine Reisetasche am Flughafen vertauscht hat und nun partout nichts mit der Damenwäsche anfangen will/kann ;-))) und auch nicht auf seine Motorradsachen verzichten will, und so schon mal die erste Tour mit dem Motorrad unternimmt (mit geliehenen Klamotten zurück zum Flughafen (immerhin ca. 200 km hin und zurück) zum Umtauschen. Ihn sehen wir erst abends wieder...

Später kurzes Treffen mit den Vermietern unserer Maschinen, die gleichzeitig als unsere Tourguides in dieser Woche fungieren werden. Jürgen, der Chef, ist waschechter Frankfurter und seit ca. 4 Jahren auf Teneriffa. Sein Begleiter, Pablo, ist Spanier und sieht ein wenig so aus, als ob er Motoröl als Kajalstift benutzt hat; die dunklen Ringe unter den Augen könnten jedoch auch von zuwenig Schlaf herrühren ;-). Beide sind von Anfang an sympathisch. So klären wir kurz die Interessenlage ab, damit die beiden auch eine Wochenplanung aufstellen können, danach machen wir doch noch eine gemütliche Einstiegsrunde, um uns an unsere Maschinen (die meisten sind SLR650, eine altersschwache XT, eine Vigor) zu gewöhnen. - Habe ich erst vermutet, daß diese Teile eher klein und langweilig ausfallen, so werde ich hier schon eines besseren belehrt: Drehfreudiger Motor, wendig einfach Spaßgeräte (und da es ja nicht ins Gelände gehen soll auch absolut geeignet!).Abends noch ein gepflegtes Abendessen im Hotelrestaurant, ein zwei drei kleine Weizenbiere, dann reicht es uns. Der Tag war lang und alle wollen schlafen.

2. Tag (27.10.): Die erste große Tour. Wir fahren über Icod de los Vinos (mit kurzem Stop am Draco milenario, dem 1000jährigen Drachenbaum) ins Orotava-Tal, anschließend von der Südflanke her kommend hinauf zum Krater des Teide (Paßhöhe ca. 2000-2500 m). Heute wie auch die nächsten Tage stellen wir fest, daß die Temperaturen und Witterungen innerhalb von Minuten wechseln können. Start war bei ca. 24/25 Grad und leicht bewölktem Himmel auf Meeresniveau, dann hinein in die Wolken, nasskalt und neblig, ca. 12 Grad (>gefühlt<) durch die Wolkendecke hindurch in die Sonne und wieder 24 Grad und strahlendblauer Himmel der zum Sonnenbaden einlädt. Die Tour ist durchaus abwechslungsreich und zeichnet sich besonders dadurch aus, daß es drei Besatzungen geschafft haben, aus der Mitte unserer Truppe falsch abzubiegen und verloren zu gehen.

Der glorreiche Rest von uns nutzt das Wetter für einen schönen Zwischenstop am Finger Gottes (welcher Finger wird nicht verraten und ist der Phantasie jedes einzelnen überlassen ;-) ). Anschließend geht es über die Nordflanke wieder zurück nach Puerto de la Cruz. Nach dem obligatorischen Abendessen wird auch der Flüssigkeitspegel wieder aufgefüllt (man verliert ja schon so einiges, gell %-) ). Die Samba-Night in der Coco-Lores-Bar (äh, Coco-Loco) geht für

3. Tag (28.10.): Nachdem wir gestern diesen schönen Flecken Erde am >Roques de Garcia< (besagter Finger Gottes) entdeckt hatten, wird auch heute nochmal dort gestoppt, damit unser mitgereister Fotograf noch ein paar Bilder für den Sponsor schließen kann. Damit beginnt eine kleine Episode, die nur einem von uns nicht wirklich gefallen hat: Während des Shootings wird Markus, der zwischenzeitlich sein T-Shirt ausgezogen hat mit Hautcreme! zentimeterdick das Wort POLO auf die Brust gepinselt (der Sponsor soll ja schließlich was für sein Geld haben). Nach rund 15 min. reiben unsere Mädels es wieder runter (da wollte mancher tauschen ;-)). Irgendwann ist die Fotosession dann zuende, weiter gehts, über serpentinenhaltigste Straßen wie sie auch in den Alpen nicht schöner vorkommen können zumal der Asphalt ordentlich Grip hergibt Richtung Touri-Gebiet Playa Las Americas. Wenn wir schon mal hier sind, wollen wir auch an den Strand. So genießen einige die Sonne, die anderen erfüllen ihren Bedarf an Cafe-con-leche.

Abschließend gehts in nordwestlicher Richtung wieder zurück zur Basis, doch bis dahin sind die Kurven wieder richtig knackig. Weil das Wetter so angenehm ist und wir bei der Rückfahrt alles gegeben haben, gehts noch in den Pool. Nur Markus ziert sich ein bißchen, sein T-Shirt auszuziehen nachdem wir ihn überredet haben sehen wir auch warum: Sein ganzer Oberkörper ist rot, bis auf den jetzt deutlich erkennbaren POLO-Schriftzug auf seiner Brust ;-))). Brüllend vor Lachen genießen wir den Anblick. Da hat er wohl den Vogel abgeschossen. Das beweist uns wenigstens, das Handcreme auch als Sonnenschutz verwendet werden kann... Da auch hier mal Wochenende ist machen wir am Abend noch die Hafenpromenade unsicher so fette Kakerlaken hab ich sonst noch nie gesehen; da diese jedoch nicht in unserem Hotel zu finden sind, nehmen wirs mit Humor (und Alkohol).

4. Tag (29.10.): Heute wollen wir auf den Flohmarkt in Santa Cruz. Die 80km-Anreise geht (leider) nur über die Schnellstraße was solls, wir wollen zurück durchs Anaga-Gebirge. Doch in Santa Cruz gibts eine Überraschung: Die Innenstadt ist gesperrt, wir kommen nicht zum Flohmarkt, also fahren wir gleich weiter nach Las Teresitas, einem der wenigen Sandstrände im Norden. Dort lassen wir uns ein paar Stunden braten. Markus Oberkörper ist inzwischen leicht gebräunt, dadurch kommt der Schriftzug noch besser zur Geltung. Er jammert immer irgendwas von ...Ärger... ...Freundin... ...M***... aber irgendwie finden wir es immer noch witzig. Gegen Fotos wehrt er sich jedoch vehement, so das ich einen geschickten Augenblick abpassen muß, um das ganze für die Nachwelt zu erhalten.

Auf ins Anaga-Gebirge. Der Höhenzug erstreckt sich im Nordosten der Insel und ist dicht bewaldet zumindest im Vergleich zum Teide-Nationalpark. Auch hier erwarten uns wieder kleine und kleinste Straßen und Kurven. Zurück nehmen wir auf der Plaza del Charco noch eine Runde Cafe-con-leche (was sonst) ein, während im Hintergrund unter Trommelwirbeln Schaukämpfe eines südländischen Kampfsportes zu bewundern sind.

5. Tag (30.10.): Gestern haben wir uns entschlossen, den Teide zu besteigen immerhin mit 3.718 m der höchste Berg Spaniens. Deshalb sind unsere Guides heute morgen schon früh zum Umweltamt gewesen, um uns die Erlaubnispapiere zu besorgen striktes Naturschutzgebiet. Heute wollen wir allerdings Kartfahren (das ist ja bald schon Pflicht bei Transalpers). Also gehts mit einem Zwischenstop an der Casa de los Balcones (inkl. herzhaften Lachern und ungläubigen Gesichtern die Frage ...wieso heißt dat jetzt Casa de los Balcones...? Markus: Wegen der vielen Türen! ruft halt angesichts eines großen Hauses, das scheinbar nur aus geschnitzten Holzbalkonen besteht doch einiges an Kichern hervor).

Nachdem wir die Paßstraße, die wir bereits vor zwei Tagen genossen hatten, hinter uns gelassen haben, gehts auf die Kartbahn. Leider gibts eine Enttäuschung. Die Karts sind eher Schrott als fahrbarer Untersatz. Leider stellen wir das erst fest, als wir schon drinsitzen. Christian hat noch ein Erlebnis besonderer Güte: Mitten in einer Kurve platzt ein Hinterreifen - und er landet mit dem Hintern direkt auf dem Asphalt (seine Sitzschale war eben löcherig). Seine Hose zeigt einen langen Riß und an seinem Podex kann er ein Souvenir mit nach Hause nehmen die Schmarren halten ne Weile. Diesen Punkt konnte man getrost abhaken. Dafür entschädigt uns die Rücktour mal wieder mit warmer Sonne, wenig Verkehr, ordentlich Grip und traumhaften Kurven. Heute abend fallen die Benzingespräche geringer aus, alle fiebern dem Aufstieg zum Teide entgegen...

6. Tag (31.10.): Gespannt warten wir auf Pablo, unseren Guide. Er hat sich bereit erklärt, mit uns der Maus in den Hintern zu gucken, wie es Jürgen ausgedrückt hat. Der macht sich derweil mit den anderen Saunauntensitzern einen schönen Shoppingtag. Uns ziehts zum Teide. Auffahrt wieder über die bereits bekannte Strecke, diesmal ausnahmsweise ;-) mal wieder mit reichlich Nebel. An der Seilbahn, die uns auf die Bergstation bringen soll, erleben wir Gastfreundschaft pur. Wir können unsere Motorradklamotten nirgendwo abgeben. Also müssen wir wohl oder übel den ganzen Trum mit rauftragen. So kämpft sich jeder mit seinen Sachen in Rucksack oder am Körper den steilen Weg von der Bergstation zum Gipfel empor.

Mann, können 700m ! lang sein. Die Truppe braucht für den Aufstieg ca. 50 min. und ist sich einmal oben angekommen - einig, das sich die Mühe gelohnt hat: wir werden mit einem unglaublichen Umblick bis auf die nächsten kanarischen Inseln verwöhnt. Die Höhenluft und die Schwefeldämpfe scheinen irgendwas auszulösen, jedenfalls werden einige, zum Teil pin-up-verdächtige Fotos geschossen. Nach gut einer Stunde Gipfelgenuß treten wir den Rückweg an. Anschließend macht Normen, unser Fotograf, noch ein paar Specials für den neuen Polo-Katalog (Formationsfahren, Fahrbilder,...) dann treten wir (diesmal mit den letzten Tropfen Benzin im Tank) die letzte Tour zurück zum Hotel an. Abends lädt uns Jürgen noch zu einer Weinprobe ins Monasterio ein, ein altes Mönchskloster. Sehr gediegen, sehr lecker. Wir bedanken uns bei unseren Organisatoren für das gute Gelingen mit ein paar Aufmerksamkeiten, dann wartet auf uns alle die letze Nacht im Hotelbett.

7. Tag (Rückreise): Frühstück um 6:00 Uhr, igitt, wie unchristlich, aber der Bus fährt früh zum Flughafen. Immer noch bester Laune aber auch ein wenig traurig verlassen wir die Insel, die für uns innerhalb dieser sieben Tage zu einem unvergesslichen Erlebnis geworden ist. Leider ist der Urlaub jetzt vorbei, morgen muß ich wieder arbeiten....

Fazit: Wer im Winter dem schlechten Wetter entfliehen möchte, der findet in Teneriffa ein zum Motorradfahren angenehmes Reiseziel mit wenig Regen, alpenmäßigen Kurvenstraßen und vielen, schönen Plätzen abseits der Tourirouten. Streckenmäßig ist die Insel spätestens nach 10 Tagen erfahren, einiges hat man dann schon mehrfach gesehen. Wer mehr Infos möchte, sollte in den aktuellen POLO-Katalog schauen, die Tour soll ab 2001 als Pauschalreise angeboten werden oder mir eine eMail senden.

PS: Ein kleines Schmankerl noch zum Schluß. Den Sommerspecialkatalog habe ich nie erhalten!