Endurotraining auf dem KTM-Ring

Einmal im Jahr - am liebsten zum Beginn der Saison - brauch' ich das: 'n Stapel T-Shirts einpacken, 'ne Kiste Sprudel ins Auto, Hänger mit den Moppeds hintendran (nur für alle Un-Fälle, nicht das ich faul wäre ;-))) und rein ins Endurotraining.

Nach zwei Veranstaltungen mit dem Motorrad ActionTeam sind wir letztes Jahr ins BVDM-Lager gewechselt. Roland Mersberger vom Regionalbüro Franken ist ausgebildeter Moderator und Instruktor und wußte bei der eintägigen Veranstaltung im letzen Jahr alle zu begeistern. Klaro, das wir als Transalp-Freunde Deutschland e.V. für 2000 sofort wieder angefragt haben. Diesesmal sollte es gleich zwei Gruppen geben, die zwei Tage lang für ihr Geld schwitzen sollten. Nach einigem Organisatorischem Hin- und Her stand dann mit dem KTM-Ring in Höchstädt bei Thiersheim in Oberfranken der Austragungsort fest. Vom dortigen MSC stieß auch Horst Schlegel als 2. "Vortänzer" dazu.

Als wir am Freitag spätnachmittags einlaufen, sind die ersten schon dabei die Maschinen abzuladen. Aus ganz Deutschland - von Berlin bis Ravensburg von Aachen bis Leipzig - sind Transalps und andere Dickschiffe angereist. Nicht alle haben bereits Schottererfahrung, aber in einem sind sich alle einig: ein Training, in dem sich mal keine Hardcore-Enduros und Pseudo-Crosser rumtreiben, kann den Lernerfolg mit den Desert-Bombern nur steigern. Der restliche Freitag wird noch mit der Errichtung des "Fahrerlagers", den ersten noch vorsichtigen Blicken auf die Strecke und einigen "Energiedrinks" zu Ende gebracht.

Der Samstag beginnt dann - nicht mit fahren. Erstmal führt uns "Hausherr" Horst über den KTM-Ring, erläutert uns die TableTops, Anlieger, Steilauf- und abfahrten, Waldslalom, Steilwandkurve und ähnliche Schweinereien, von denen wir überzeugt sind, das wir sie mit unseren Eimern nie bezwingen werden - oder doch? Die Stimmung der Truppe liegt irgendwo zwischen freudiger Erwartung und purer Verzweiflung. Zum Glück ist es so warm, das jeder Angstschweiß in der normalen Transpiration untergeht.
Bruchgefährdete Teile wie Spiegel und Scheibe sind bei fast allen schon demontiert. Die Extravorsichtigen haben gleich die komplette Tupperware abgebaut. Und nach der ersten Zu-Fuß-Runde würde mit ihnen keiner einen Fünfer darauf wetten, ob sie nicht die Klügeren sind.

Horst und Roland fangen uns erstmal wieder ein: nach den Menschen werden jetzt die Maschinen warm gemacht. In zwei Gruppen werden die elementarsten Dinge geübt: konstante, langsame Geschwindigkeit, Handling, enge Kurven. Gleich zwei Kupplungen geben ihren Geist dabei auf. Wie stand noch in der Ausschreibung: "... technisch einwandfreie Maschinen ..." Blöd nur, wenn man das selbst textet und nun Schrott und Spott hatte. Horst alarmiert sofort die Dorfwerkstatt, vielleicht läßt sich aus zwei halbfertigen Kupplungen und ein paar Improvisationen wenigstens noch für einen das Training retten. Bis zum Nachmittag ist aber klar: nix mehr zu retten für "Schatzi" Meier geht's mit dem ADAC nach Hause. Da ich eh' auf Dirks Hänger untergebracht bin, brauche ich mich zum Glück um so was nicht zu kümmern und Dank Rolands DR 350 sind auch noch ein paar Runde am Sonntag gerettet.

Die anderen haben bis zur Mittagspause schon ein oder zwei T-Shirts verbraucht - "Tauwetter für Dicke" flachst Dr. Tom. Die Verpflegung ist hervorragend organisiert und im all-inklusive Preis enthalten. Schon am Nachmittag geht's den ersten TableTop hoch und runter. Erst mal an der flachen Seite und im Slalom um das Anstellen auf der Bremse zu üben. Dann auf dem geraden Weg und an der steilen Seite. Mit der Zeit werden alle mutiger und so dauert es nicht lange, bis alle Luft - nicht in, sondern - unter den Reifen haben. Gestern abend haben mich noch alle für verrückt erklärt, als ich ihnen prophezeite, das sie die Hügel am Ende des Trainings mit Leichtigkeit nehmen würden - und heute lassen die schon die Kuh fliegen! So sind alle am Ende des ersten Tages mit sich und dem Training mehr als zufrieden. Die Erfolgserlebnisse überwiegen eindeutig die wenigen Umfaller.

Der zweite Tag beschäftigt sich viel mit Kurventechnik. Immer wieder steckt Horst die Pylonen um, schafft eine andere Gasse und einen anderen Kurvenradius in dem man sich erstmal reinfinden muß. Die gestern noch bedrohlich wirkende Steilwandkurve wird heute schon auf Ideal- und Kampflinie untersucht und in zwei Kurven auf der Strecke werden Anlieger in den losen Dreck gebohrt. Es verblüfft immer mehr, was mit den schweren Teilen alles gelingt auch wenn Norbert völlig zurecht feststellt: "So was fährt man im wahren Leben doch nie - da sucht man sich doch 'ne andere, leichtere Spur". Rolands Konter: "Und was machst, wenn's keine andere Spur mehr gibt?" :-)

Gegen Nachmittag werden die ersten Helden müde. Die Idee von einer Ausfahrt am Montag wird von keinem mehr wirklich nachhaltig verfolgt. Am Sonntagabend sind alle froh, das sich der Muskelkater in Grenzen hält. Für nächstes Jahr ist schnell klar: Einmal im Jahr - am liebsten zum Beginn der Saison - brauchen wir das ...