ITT 1999
Die Frage die alle bewegt vorne weg: war’s besser, als das ITT 98 in Kirchhundem? Die Antwort: Es war SUPER! Aber alles in allem könnten die Freunde vom Transalp-Club Nederland nun ein „Unentschieden“ im Vergleich zum Vorjahr gelten lassen. Aber der Reihe nach:
Im Konvoi bricht die Vorhut vom Frankenstammtisch - Fox, Luigi, Brigitte und ich - am Mittwochabend gen Norden auf. Fox hat jede Menge T-Shirts, Sweater, Caps, Uhren, Feuerzeuge und weiß ich nicht noch alles gebunkert, so daß für ihn die Anfahrt mit Auto und Hänger wirklich unumgänglich wird. Ich hab’ mich halt nicht extra lange gewehrt, als es um den Geisdörfer-Sessel nebendran ging. Konnte ich doch wenigstens die Stollen vom Endurotraining der Woche zuvor montiert lassen, ohne mir diese auf der Autobahn zu ruinieren. Nachdem wir lange genug auf Luigi und Brigitte mit dem zweiten Anhängsel in Schlüsselfeld gewartet haben, kann’s endlich losgehn. Im Hotel Reichlinger wird unsere Ankunft bereits erwartet und mehrfach von uns per Handy eine Stunde und noch eine Stunde und ... verschoben. Nach einer kleinen Extrakurbelei durch’s finstere Bergische Land laufen wir dann gegen 23:00 Uhr endlich ein. Nach einem leckeren Abendessen und dem Beruhigungsbier nach der anstrengenden Fahrerei findet dann alles realtiv schnell sein Eckchen zum Schlafen.
Anderntags nach einem ausgiebigen Frühstück die Frage: Abladen und doch auf eigener Achse anrollen, oder gerader Weg Autobahn mit der Dose? Die Frage erledigt sich schnell. Der überwiegende Teil des Weststammtischs wird sich ziemlich unterwegs auf einer Autobahnraststätte treffen und auch von dort die ziemlich schnellste Bahn suchen. Also tragen wir unser Weicheicher-Schicksal mit Fassung und laufen gegen Mittag in Tienhoven auf dem Campingplatz als „Anhänger-Freunde Deutschland“ ein. Der Austragungsort liegt mitten im „Wilden Westen“. Von wegen „typical dutch landscape“ wie es noch in der Ausschreibung hieß ;-): Am Eingang hängt das Schild „Transalp-Town“, die Koppel für die „Horses“ steht ebenso bereit wie der „Saloon“, der „Grave-Yard“ und das „Whorehouse“ (und genauso hat’s da auch drin gestunken! ;-)). Entlang der Mainstreet sind schon die ersten Zelte aus dem Boden gewachsen und von überall begrüßen uns Transalper mit Cowboyhüten (hmm, na ja, wohl eher Model „Crocodil-Dundee“). Die Idee ist jedenfalls welt!
Fix die Stoffhütten aufgestellt und hinein in den Trubel, der durch jede Menge Neuankömmlinge gar nicht mehr abreißen mag. Bis alle begrüßt sind, ist locker Abend, wo das Abendessen im Nachbarort Ameide auf uns wartet. Irgendwie muß der Ansturm auf das Treffen zuletzt doch größer gewesen sein, als ursprünglich erwartet. Der eigens für uns reservierte Raum im ersten Stock ist jedenfalls probbevoll, als wir ankommen. Macht nix, wird der untere Teil der Kneipe eben mit in Beschlag genommen, auch wenn dort ein Fußballspiel von Großleinwand auf uns einhämmert.
Das Abendprogramm weist bereits den ersten Programmpunkt aus: Sjaak Lucassen berichtet über seine Weltumrundung auf dem Motorrad - nein, diesmal dreht sich’s nicht um eine Transalp. Dieser Oberverrückte hat sich die Nummer auf einer Fireblade gegeben! Erstaunlich ist vor allem die Aufmachung des Eimers: das Gepäcksystem erinnert doch etwas an einen Wohnmobilaufbau auf einem Pick-Up ;-). Noch erstaunlicher ist, daß man drei Stories über reichlich Bier, Frauen die einen heiraten wollen und diverse Defekte am „zuverlässigsten Motorrad der Welt“ wiederkehrend an verschiedenen Ecken der Welt immer wieder erleben kann. Und am erstaunlichsten ist, das man darüber dann stundenlang und länger Vorträge halten kann. Die für den Anschluß angekündigte Party-Night No. 1 findet jedenfalls nur noch in stark reduzierter Besetzung und kürzer als geplant statt.
Am Samstagmorgen heißt’s „in-de-Rij-staan“ zum Frühstück fassen. Das gute Wetter (war das wirklich das ITT?) hat alle zeitig aus den Federn gelockt und so kommt der arme Mensch vom Partyservice gar nicht mehr nach, Platten mit Käse, Wurst, Hagel-Lekkertjes und Wischlappenbrot auf’s Buffet zu schaffen. Die Roadbooks sind längst alle verteilt, verklebt und eingespannt, so daß es gemütlich aber zeitig auf Tour gehen kann. Wir fahren im Kleinsttrupp, Fox, Anja und ich, lassen uns jede Menge Zeit für Photostopps und entdecken auch ziemlich schnell die Dinge, die Holland sehenswert machen: Mühlen, Meisjes, Kanäle, Kühe und Käse. Nachdem wir uns in einem Käseladen unterwegs einmal durch’s Angebot durchprobiert haben wird ein Rad „jong belegen“ gekauft und auf Fox Maschine gespannt.
Der Kaas sollte heute noch einiges erleben und so zum ersten und einzigen „Endurokaas“ werden. Das gutgeschriebene Roadbook führt uns über Deiche und durch Alleen quer durch Holland und zu guter letzt auch durch ein paar herrliche Sandwege. Alleine dafür war es wert, die Stollen auf dem Hänger zu schonen! Nachdem es die Tage zuvor etwas Regen hatte, waren entsprechend große Pfützen mit eingebaut. Ein toller Spaß, auch wenn unser Käse dadurch mal wieder Fox´ berühmt-berüchtigten Endurosegen abbekam. Als wir in Transalp-Town einlaufen ist das Hallo wegen des gelben, braun gesprenkelten Radls natürlich groß. Und zusammen mit Transalp-Wein und Salzgebäck bildet der Käse einen klasse Aperetiv vor dem großen Buffet am Abend. Die anschließende Partynacht wird die, die uns schon für den Abend zu vor angekündigt war! Heeee Macarena!
Am Samstag steht eine kleine Extratour auf dem Programm. Zweifelsohne - das 2. Roadbook liest sich mindestens so gut wie das erste, aber wenn wir schon mal in Holland sind, darf’s auch ans Meer gehen. Das finden auch Fox, Anja, Luigi, Brigitte und Ralf die sich spontan anschließen. Und nach Leiden wollen wir auch noch, während der Rest des Frankenstammtischs sich Randal als Fremdenführer für Amsterdam angeheuert hat. Auch die Tour muß, was man abends so hörte mehr als genial gewesen sein. Quer durch Amsterdams (meist eher fußgängerorienterten ;-)) Gassen, Treppen hoch und - nein die Grachtendurchfahrt mit der Alp hat dann doch gefehlt. Aber auf jeden Fall der Besuch im Coffee-Shop dabei, der übrigens nicht wegen des Kaffees den‘s dort (auch) gibt so heißt. Die „Speisekarte“ weist vielmehr vom ‚grünen Afghanen‘ bis zum ‚schwarzen Libanesen‘ alles aus, was durch die Pfeife paßt. Über das einzigartige Flair von A‘dam braucht‘s wohl keine weiteren Worte.
Leiden ist ziemlich ähnlich, aber gleich zwei Nummern kleiner und beschaulicher. Vor einigen Jahren hab‘ ich das Städtchen auf meinen Touren durch Holland für mich entdeckt. Die alte Universitätsstadt hat einen ungeheuren Charme und einen urgemütlichen Takt. Man steht irgendwie mitten in der Üppigkeit alter flämischer Meister. Die Fahrt war nicht gerade von (fahrerischen) Höhepunkten gespickt. Die einzigen Hügel die uns unter die Räder kamen heißen „Trempels“ und lungern vor jedem Ortseingang herum. Und statt ordentlicher Kurven gibt‘s für die Schräglage nur „Rondelle“. Das mit Abstand schärfste war jedoch die „Geschwindigkeitsbeschränkung“ mit den Worten: „Faart mindern, spaart Kindern!“ Ein echt pragmatisches Volk diese Holländer ;-)).
In Leiden angekommen werden unsere Mopeds (sorry, d.h. ja Horses!) am Grachtenrand geparkt und wir schlendern erstmal über den Markt, wo es vom Topfschwamm bis zum Fahrradersatzteil wirklich alles zu kaufen gibt. Noch ein Cappucino um den Magen vorzuwärmen, denn zu Mittag gibt’s echte NL-Kost: Patat special! Fritten vom allerbesten und mit reichlich Majo, noch mehr Ketchup und extraviel Zwiebeln belegt. Gesunde Vitamine naschen! Jetzt aber rasch die Pferde wieder gesattelt, denn zum Meer - genauer nach Zeeland sind’s noch ein paar Kilometer. Wir starten Richtung Rotterdam, nehmen aber die Fähre westlich des Euroports, um dem größten Trubel zu entgehen.
Trotzdem keine Chance: Auf der Autobahn ist Stau! Und als wir uns nach vorn durcharbeiten sehen wir auch den Grund: Die Fahrbahn schwebt gute 20 Meter über unseren Köpfen und macht dem Querverkehr in Form eines Ozeandampfers aus dem Europort freie Bahn. Ein ähnliches spiel hatten wir uns auf der Hinfahrt mit einer Ortsstraße und einem kleinen Kanal angeschaut, daß die das Spiel aber auch ganz cool mit einer Autobahn treiben hatte keiner von uns für möglich gehalten. Verrückt, die Käsköpp!
Wir sind trotzdem pünktlich zum 2. Cappucino auf dem Grevelingendamm, der Zeeland von der Nordsee abschottet. Sofort werden die Dünen erklommen, um das nächstgelegene Strandcafé ausfindig zumachen. Es riecht nach frischer, salziger Meerluft und macht uns auf noch mehr als „nur“ einen Cappuccino Appetit. Die steife Brise verweht unsere Idee vom draußen sitzen aber schnell. Schnell noch die Alps in den Ausläufern des Sandstrandes vor dem Café vorschrifts- und posermäßig mit eingegrabenen Hinterrad geparkt. Wär doch gelacht, wenn nur die „Beach-Boys“ mit ihren Bügelbrettern hier ihren Auftritt haben dürften! Nach Kaffee und „warm Appelgebak“ wird’s langsam aber sicher Zeit, die Heimreise anzutreten. Kein großer Umweg mehr, nur noch schnellstmöglich Richtung Tienhoven zum Grillabend.
Dort angekommen stellt sich heraus, das das Rindvieh sich in 2 Teile zerlegt hat: einen Nahrhaften, der sofort dem Grillmeister zugeführt wird und einem Unterhaltsamen, in Form einer Bullride-Maschine, die noch für manchen Lacher des Abends gut ist. Auch die Freunde von SW mo-tech sind zwischenzeitlich eingetroffen und die Experten sind sofort dabei, Rallye-Alp und -Twin auf Herz und Nieren zu untersuchen und die ein oder andere Proberunde zu drehen. Und das sich die mo-tech Jungs mit dem ein oder anderen Bierchen aus der Spesenkasse für die Präsentationsmöglichkeit bedankt haben, fand’ ich persönlich auch ok - bedankt!
Die vier Tage und drei Nächte sind mal wieder viiiel zu schnell vorbei. Die Plünnen sind sonntags schnell verpackt, aber bis sich alle von allen verabschiedet haben, sind’s dann doch locker 12:00 Uhr bis wir auf die Straße kommen. Es hat einfach wieder nur Spaß gemacht! Und nächstes Jahr werden wir mit der Villa Löwenherz hoffentlich einen Rahmen finden, der das Unentschieden zu unseren Gunsten umbiegt! Es darf gearbeitet werden!