Bericht zum Endurotraining in Zschopau 2001

Freitag, 27.04.01

Endlich ist es soweit, das endgültig letzte Motorradwochenende für diesen Monat steht bevor. Und nicht irgendeins, nein, Enduro! Hab extra noch einen halben Tag Urlaub gemacht, bei der weiten Anreise. 102 Kilometer auf den voll grobstolligen TKC´s müssen erst mal bewältigt werden! Na ja, der vordere Kollege ist schon etwas zahnlos, aber dann fahr ich halt langsam und bremse nur hinten. War denn auch ganz schön anstrengend, die Anreise. Und so bin ich auch erschöpft und glücklich im Hotel angekommen.

Die Anderen haben sicher schon die ganze Woche Urlaub gehabt, denn außer Karsten, dem das Hotel nicht gefiel und der sich deshalb in einem Gasthof einquartiert hatte, waren schon alle da. Und dann nahm das Unglück an diesem Abend seinen Lauf: die Bedienung im Hotelrestaurant brachte mir ohne Aufforderung ständig ein neues Bier. So schnell, daß ich es garnicht austrinken konnte. So ein riesiges 0,33 l Glas trinkt man schließlich nicht auf einen Zug leer!

Samstag, 28.04.01

Nach dem Frühstück haben wir uns alle im Innenhof des Hotels zu einem lustigen Ratespiel getroffen. Jeder hat Stück für Stück Teile von seinem Motorrad abgeschraubt, von denen er glaubte, daß sie zum Fahren nicht gebraucht würden. Einer hat sogar so ein überflüssiges Teil seines Auspuff´s abgemacht. Als alles abgeschraubt war, mußte jeder versuchen, sein Motorrad wiederzuerkennen. Selbst für die inzwischen hinzugekommenen Trainer, den Mike und den Jürgen, war das Spiel ganz schön schwer. Sie erkannten dem Uwe seine AfricaTwin nicht und dachten, sie käme aus Polen. Dabei ist die doch aus Japan. Als dann alle ihr Motorrad wiedergefunden hatten, kam der Karsten aus dem Gasthof. Der hatte die Nacht nur drei Stunden geschlafen und war sehr müde. Trotzdem hat er sich sehr beeilt und ist nicht erst ins Bett gegangen, sondern hat gleich unter der Dusche ein halbes Stündchen geschlafen.

Dann ging es auch schon los, zum Trainingsgelände. Dort angekommen, haben wir uns auf die bevorstehende, enorme Kraftanstrengung erst einmal mental vorbereitet. Und dann sind wir zusammen mit unserem Trainer wie die richtig wilden Proficrosser voll kreuz und quer über den Trainingsacker gefahren! Einfach so. Krass, he ?Erst von links nach rechts und dann von unten nach oben.

Nach dem Mittagessen war dann leider auch schon der erste Ausfall zu bedauern. Einer von uns hatte sich mit seiner Vollcrsossmaschine so angestrengt, daß er nach Hause fahren wollte. An dem Tag ging dann aber eh nicht mehr so viel, es fing an, etwas zu nieseln. Bei feuchtem Boden ist das Motorradfahren aber kreuzgefährlich. Man fällt voll leicht hin. Auch wenn man, so wie ich, nur hinten bremst. Und dann wird das Motorrad schmutzig, schon am ersten Tag! Abends lud uns der Jens in ein Restaurant in Zschopau ein, indem er einen großen Raum reserviert hatte. Dort gab es leckere Sachen zu trinken. Außerdem schauten wir uns ein tolles Video über eine Enduroveranstaltung in Zschopau an.

Sonntag 29.04.01

Heute müssen wir uns erstmal von den Strapazen des Vortages erholen. Deshalb Treffen wir uns auch erst um 9.00 Uhr zur Abfahrt. Es regnet. Offensichtlich war das aber vom Hotelfenster aus nicht erkennbar, denn nachdem alle Teilnehmer im Hof vor ihren Maschinen standen, verschwand einer nach dem anderen wieder, um sich, jawoll, andere Klamotten anzuziehen. Endurofahren ging aber bei diesem fürchterlichen, grausamen Unwetter nun wirklich nicht, da steigen nur die Härtesten, so wie wir, überhaupt aufs Motorrad. So sind wir dann eine nette Tour über wunderbar kleine Sträßchen des Erzgebirges gefahren. Wir besuchten ein Schaubergwerk und als wir wieder ans Tageslicht kamen, hatte der Regen schon aufgehört. Nach dem Mittag war eigentlich eine Besichtigung des MZ Werkes in Zschopau geplant, daraus wurde aber nur teilweise etwas, da dort Unmassen von Leuten mit uns gemeinsam warteten. Dafür sind wir dann auf die Augustusburg gefahren und haben der Öffentlichkeit auf dem Burghof unsere teildemontierten Transalps und Africa Twins präsentiert. Sogar jemand von der Zeitung war gekommen um professionelle Fotos mittels der mitgebrachten Fotoapparate aller Teilnehmer anzufertigen. Die Sonne schien mittlerweile aber so schön am Himmel, daß unser Trainer Jens schon ganz wuschig war und mit uns unbedingt zu einem Trainingsgelände in einen Steinbruch fahren wollte. Dort ging es dann auch nochmal ganz ordentlich zur Sache. Nach wenigen Runden über Schutthalden und durch einige matschige Passagen versagte, na ihr wißt schon, mein Deo. Phuhh. Glücklicherweise war dann aber bald Schluß und wir fuhren erschöpft zurück ins Hotel.

Montag, 30.04.01

Das war ein hammerharter Tag! Gleich nach dem Frühstück auf den Trainingsacker. Zuerst theoretische Wiederholung der wichtigsten Fahrtechniken, dann Kurven fahren, Bremsübungen, Gleichgewichtstraining. Jeder konnte so oft und so schnell über den Platz eiern, wie es seine Kondition zuließ. Dann zum Steinbruch. Dort wartete schon der Mike auf uns, beobachtete jeden einzelnen sehr genau beim Fahren und bestand darauf, daß alle immer schön die Hand an Kupplung und Bremse hatten, daß das Mopped beim Bremsen auch ordentlich in die Federn ging und niemand falsch auf dem Mopped stand. Zwischenzeitlich hatte der Jens einen kleinen Rundkurs am anderen Ende des Steinbruchs abgesteckt, auf dem es dann weiterging. Dort waren dann zwei Sprunghügel und jede Menge Wellblech der schlimmeren, weil tieferen Sorte. Erstens setzte die Alp mit dem Motorschutz auf, man mußte also schon zügig über die Kuppe um nicht hängenzubleiben, zweitens bekam ich schon nach drei oder vier Runden dicke Unterarme vom ständigen "Klimmzüge machen". Die Kraftanstrengung kann man zwar verringern, wenn man schön weit vorn steht, aber Weichei bleibt eben Weichei! Der Planet drückte auch ganz gewaltig vom Firmament und so ward der Wasserverbauch ein ganz ordentlicher. Zum Ende des Tages scheuchten uns die Jungs dann noch verschiedene steile Hänge hoch und runter. Zum Abendessen gab es im Trakehnerhof Wildsaubraten. Ätsch! Danach wollten einige Leute undbedingt noch "auf die Piste".Wir fanden trotz intensiver Bemühungen in Zschopau aber keine Lokalität in der man bereit war, gegen Übergabe von Zahlungsmitteln, ein paar Getränke rauszurücken. Alles zu.

So sind wir dann zum Festplatz am Rand der Stadt gepilgert, wo ein großes Maifeuer entzündet worden war. Hier gab es wenigstens warmes Bier aus´er Flasche. Insgesamt war es aber ein sehr lustiger Abend, denn die Bewegung an der frischen Luft und die viele Sonne den ganzen Tag entlockten speziell dem Helmut oft sehr spaßige und provozierende Äußerungen gegenüber weiblichen Personen (fast) jeden Alters.

Dienstag, 1.05.01

Am letzten Tag stand dann nocheinmal die Wiederholung des Erlernten im Vordergrund. Zuerst auf dem Trainingsacker, später im Steinbruch. Dort dachte sich der Jens auch noch eine besonders schöne Übung speziell für mich aus: Bergauffahrt mit anschließendem Bergabflug. Eigentlich hatte ich ja schon laut und deutlich gesagt, diesen Schutthügel nicht mehr hochfahren zu wollen. Nachdem dann aber einige Leute ihre Alps und Twins heil dort hochgebracht und schon eine kleine Rinne in den "Kamm" gefräst hatten, überkam mich soetwas wie Mut. Hoch ging es mit entsprechend viel Gas ja ganz super. Nur daß der Hügel oben irgendwie zu Ende war und man scharf rechts wieder bergab fahren mußte, schaute ich mir an, nachdem wir meine Alp aus dem Hang auf der anderen Seite geborgen und wieder auf die Räder gestellt hatten. Den Rest der Zeit bis zum Mittagessen, das von allen schon sehnsüchtig erwartet wurde, verbrachte ich mit dem Richten des Lenkers und anderen vergnüglichen Arbeiten. Im Trakehnerhof, wo wir uns wieder mal sehr wohlfühlten, viel Spaß mit der Bedienung hatten und ein super Essen genossen, war dann der offizielle Abschluß der Veranstaltung. Jeder bekam eine Tapferkeitsurkunde und konnte sogar ein Video bestellen, auf dem er sich später dann mal bewundern kann.

So, mir hat's Spaß gemacht !

Norbert