Bericht zur Alpentour '97
Sommer. Es ist wieder so weit. Koffer und Gepäckrollen, Tankrucksäcke und Top-Cases werden gepackt. Klamotten und Campingausrüstung. Ein bißchen Werkzeug, ein paar Ersatzteile, noch schnell vollgetankt und ab nach Süden. Die Alpen rufen - nein sie schreien: Aaalpentour! So ca. 35 Leute wissen, wo von ich rede. Die 35, die sich auf dem Campingplatz Seiser Alm nahe Völs am Schlern einfanden. Von diesem Basislager aus starteten diverse Tagestouren in kleinen Gruppen um die umliegenden Paßstraßen unter die Räder zu nehmen.
Schon die Anreise hatte genügend Spektakuläres zu bieten. Gleich, ob über Fernpaß und Timmelsjoch oder Zirlerberg und Brennerbundesstraße - jeder Weg nach Südtirol bietet einen eigenen Reiz und wer genügend Zeit eingeplant hatte, sparte sich auch noch den Weg durchs Eisacktal und nahm Jaufenpaß oder Penser Joch unter die Stollenreifen. Und pünktlich auf der Alpensüdseite lachte jedem die Sommersonne entgegen.
Als nächstliegende Tagestour bot sich natürlich die Sella-Runde an. Grödner, Campolongo, Pordoi und Sella - oder umgekehrt - jeder wie er mochte - so ziemlich alle dürften diesen Klassiker während der Woche gefahren haben. Da dies für die meisten ein bestenfalls abendfüllendes Programm bedeutete, wurde auch noch die ein oder andere Extratour drangehangen - Niger- und Karerpaß ergänzten die Sellarunde ebenso wie ein Abstecher über Valparola und Falzarego oder Fedaia und Giau nach Cortina d´ Ampezzo.
Eine kleine Gruppe von 10 Leuten mochte es sich nicht nehmen lassen, doch noch etwas Schotter zu entdecken. Wer Südtirol kennt, weiß, das ein großer Teil Naturschutzgebiet ist, der kleine Rest von unbefestigten Straßen sind Anwohnern vorbehalten. Also ging der Weg Richtung Süden, Richtung Trentino, wo der Monte di Cles als nörlichster Schotterweg noch die erträglichste Anreise ermöglichte. Der untere Teil ist stark ausgefahren, lose und steil. - zumindest, wenn man die Abkürzung nimmt, auf der auch Endurorennen gefahren werden. Bequemer geht's über den ”normalen“ Fahrweg. Die Zeiten, als er durchgehend asphaltiert war, dürften aber auch schon etwas länger her sein. Der Untergrund wird nur noch durch Schotteraufschüttungen instandgehalten und bietet ein herrliches Betätigungsfeld für die Transalp.
Kleine und kleinste Sträßchen waren auch beim gemeinsamen Ausflug zum Knollhof zu finden. Über Kastelruth und Grödnertal nördlich Richtung Laion - ein willkommene Alternative Richtung Klausen ebenso wie die Verbindung zwischen Villanders und Bozen via Klobenstein. Stickige Hitze im Tal macht eben erfinderisch in der Wegesuche. Eine weitere schöne Runde im Norden sollte sich mit dem Würzjoch anschließen. Leider schlug an diesem Tag das phantastische Wetter um und so wurde das letzte Stück im Gewitter und tiefhängenden Wolken so schnell als eben noch vertretbar abgespult. Das Wetter beruhigte sich zum Abend hin gottseidank wieder - immerhin hatte Markus sich die Mühe gemacht Diaprojektor und Leinwand auf's Mopped zu packen, um erste Impressionen von der Schwedentour zu präsentieren.
Nach einer Woche blieb eigenlich nur ein Wehrmutstropfen: die Sturzquote war in diesem Jahr erschreckend hoch. An verbogenene Hebel und verkratzte Verkleidungen sind wir zwar schon gewöhnt. Dieses Mal waren jedoch mit einem Schlüsselbeinbruch und einem dickgeschollenen und geprellten Bein jedoch neben Material auch Mensch betroffen. Gute Besserung also allen ”Bruchpiloten“ und den anderen: Bloß nicht nachmachen!