Wintertreffen 2000

Freitag um eins macht jeder seins... Also ich zum Chef und Bescheid gesagt, daß ich jetzt unbedingt Moppedfahren muß. "Bist Du etwa schon fertig mit deiner Arbeit ???" "Ähm, nö, aber" ..[süülz, versprech] .."ganz bestimmt !" Egal, dieses Wochenende ist Wintertreffen in Berlin. Ab nach Hause, ein paar Klamotten zusammengekramst und Moppedkluft angezogen. Nachdem ich in voller Montur, schwitzend, nach einer viertel Stunde suchen den Stadtplan von Berlin dann doch noch gefunden habe, kanns ja endlich losgehen. Das Wetter ist wenig winterlich, aber schön. Sonnenschein, windig und 3 °C. Um nicht zu sehr unter Zeitdruck zu kommen ist die Dosenbahn das Mittel der Wahl. Diese wird ihrem Ruf auch sogleich gerecht und die Dosen stehen ordentlich in Dreier- später in Zweierreihe hintereinander auf dem Beton herum. Behutsam und mit Geduld komm ich da aber durch, auch gegen den Willen einzelner Zeitgenossen. Ab jetzt läuft es aber super und nach einem kurzen Tankstopp bin ich wenig später dann auch schon am ICC in Berlin.

Dem Stadtplan zufolge geht es an der nächsten Kreuzung rechts herum, dann nach der Eisenbahnbrücke links und fertig. Aber Stadtpläne lügen. Wie gedruckt. Eine knappe Dreivierteltunde später, nach viermaligem Anhalten und in den Plan Schauen steh ich dann vor dem Jugendgästehaus. Davor 2 Alps. In Worten, ZWEI. Drinnen werde ich freundlich begrüßt und lerne nach den Anmeldeformalitäten auch gleich die zwei Fahrer der zwei Alps kennen, wir wohnen im selben Zimmer. Die Beiden stehen schon in Zivil da und warten nur darauf, daß ich mein Zeugs verstaut und mich umgezogen habe. Anscheinend sind sie sehr durstig. Zusammen mit den Anderen, die schon am Empfangstresen auf uns warten, suchen wir dann einen urgemütlichen Pub ganz in der Nähe auf, den wir so schnell auch nicht wieder verlassen sollten. Beim ersten Guinness diskutieren wir dann auch gleich angeregt über alles, was auch nur im Entferntesten mit Moppedfahren zu tun hat. Und so nach und nach füllt sich der Laden.

Zuerst stellen wir zwei, dann drei Tische zusammen, später nimmt unsere Tafel die Hälfte des Raumes ein und es sind auf einmal ca. 40 Leute da. Die Organisatorin des Treffens spricht noch ein paar offizielle Worte und auch an Musik ist gedacht. Eine Live-Combo spielt Songs von den Stones und von Pink Floyd. Nach anfänglichen Versuchen, mir wenigstens die Namen der Leute zu merken, die in meiner unmittelbaren Nähe sitzen, verschiebe ich dieses Unterfangen auf den nächsten Tag. Der beginnt pünktlich halb neun mit frischen Brötchen, Wurst und einer merkwürdigen Substanz, die in Blechkannen auf den Tischen steht und ziemlich geschmacksneutral ist. Auch diejenigen Transalpfreunde, die normalerweise keinen Kaffee trinken, erkundigen sich heute nicht nach Tee. Egal, werden wir halt Draußen munter.

Es ist schweinehell und ziemlich kalt. Mit der BVG gehts zum Reichstag und dort steht auch schon eine lange Schlange Besucher in der Kälte und begehrt Einlaß. Da die Orga für uns ganz allein eine Führerin bestellt hat, brauchen wir uns auch nicht hinten anzustellen, sondern daneben. Das stört aber niemanden wirklich, so können wir uns das Gebäude wenigstens in Ruhe von Außen anschauen und auch die riesigen Baustellen ganz in der Nähe inspizieren. Dann werden wir herein gebeten. Ein ganz wichtiger Typ mit Funkgerät erzählt uns, daß wir jetzt auf Waffen untersucht werden und alle Schlüssel und sonstigen Metallkram aus den Taschen nehmen müssen. Tatsächlich steht hier ein kompletter Flughafeneingangsbereich einschließlich Gepäckdurchleuchtungsanlage. Nur Stewardessen fehlen. Schade. Die Einrichtung des Plenarsaales ist dann aber doch sehenswert. Während eines langen, für meinen Geschmack aber nicht zu langen Vortrages erfahren wir so ziemlich Alles, was es über die Geschichte des Gebäudes und seine ehemalige und derzeitige Nutzung zu sagen gibt. Auch weiß die junge Frau Allerlei über die Sitzverteilung im Bundestag, die Einhaltung der Redezeit und über die hauseigenen Stenografen zu berichten. Zuletzt steht noch die Besichtigung der Glaskuppel des Reichstages an. Bei blauem Himmel und Sonnenschein ist das zwar ungesund für die Augen, man hat aber einen spitzenmäßigen Blick auf die umliegenden Gebäude. An der Wand der Kuppel führen innen spiralförmig zwei Wege bis auf die Aussichtsplattform. Auf einem gehen die ordentlichen Besucher nur aufwärts, auf dem anderen nur abwärts. Nachdem sich Alle wieder an den Stufen des Reichstages eingefunden haben, gehen wir gemeinsam zum Brandenburger Tor. Vor dem Tor postieren wir uns zum Gruppenfoto und haben eine Menge Spaß dabei zu beobachten, wie Transalpfreunde von mehreren Fotoapparaten den Selbstauslöser starten und dann ins Bildfeld hechten. Von hier brechen wir zum Potsdamer Platz auf. Dort kommt aber erstmal nur die Hälfte an, weil unterwegs Fressbuden und Glühweinstände den Weg säumen. Schließlich ist es ja auch schon Mittagszeit.

Den Nachmittag hat die Orga zur individuellen Nutzung vorgesehen. Ralf und ich setzen uns gleich erstmal in das nächstbeste Kaffe um unseren Coffeinspiegel aus dem negativen Bereich zu befördern und dem Magen das Verdauen der Frühstückssubstanz zu erleichtern. Den Rest des Nachmittages verbringen wir im Museum für Verkehr und Technik. So viele Loks aus unterschiedlichsten Zeiten habe ich auch noch nicht auf einem Haufen gesehen. Nach zwei Stunden sind wir am Ende der Aufnahemefähigkeit und gehen. Die restlichen Abteilungen des Museums, das auch noch auf mehrere Gebäude verteilt ist, müssen späteren Besuchen vorbehalten bleiben. Um 17.00 Uhr ist dann im Jugendgästehaus kurzfristig ein Diavortrag über die Maroc-Challenge 2000 angesagt. Die Jungs und Mädels vom Stammtisch Franken erzählen wilde Geschichten von Abenteuern im Sand und vom Camel-Hunting und jeder der nicht mitgefahren ist, ärgert sich ein wenig. Nehme ich mal an. Abends gehts nach dem Essen in einer Pizzeria, das etwas tumultartig mit verärgertem Kellner und verärgerten Transalpfreunden endet, dann nochmal ins Zentrum.

Fernsehturmbesteigung, nein -befahrung. Von hier bekommt man einen schönen Blick auf die Teile der Stadt, die normalerweise unsichtbar sind. Erster bis dritter Hinterhof und Schrebergarten sind zu sehen aber auch das Gewirr von beleuchteten Straßen- und S-Bahnen in der Nacht.Jetzt ist es so um Mitternacht und nachdem wir wieder auf dem Alexanderplatz stehen, zerstreuen sich die einzelnen Grüppchen so nach und nach. Erstaunlicherweise bedarf es überhaupt keiner besonderen Abstimmungsarbeit und eine halbe Stunde später sitzen die Leute, die gestern als Letzte den Pub in der Bundesalle mit oder ohne fremde Hilfe verlassen haben, wieder an der gleichen Stelle. Schön nach einem anstrengenden Tag wieder "zu Hause" zu sein!

Der Sonntag beginnt wieder mit Frühstück und wieder mit dieser eigenartigen, bräunlichen Substanz. Ralf und ich haben ausgemacht, einen Teil des Heimweges gemeinsam über Landstraßen und die Dörfer östlich von Berlin zu fahren. Leider sieht das Wetter nicht so spaßig aus, wir lassen uns aber dovon erstmal nicht einschüchtern. Wir verabschieden uns von Allen, die noch da sind und fleißig Pläne fürs kommende ITT schmieden, packen unsren Kram auf die Alps und fahren los. Schon am Rande der Stadt wird der Regen aber ziemlich penetrant und an den Straßenrändern liegt vereinzelt Schnee. Nur bei geöffnetem Visier kann ich überhaupt etwas sehen. Das verleitet natürlich nicht gerade zum Heizen uns so beschließen wir, uns einen gemeinsamen Wunsch zu erfüllen - Kaffee, richtigen Bohnenkaffe. Im zweiten Nest fahren wir am Imbissladen natürlich ertmal vorbei, also Wenden und hereinspaziert. Ich bestelle zwei große Kaffee und bekomme zwei kleine Plastebecher. Erwartungsvoll nehme ich einen ersten Schluck und, da ist sie wieder. Diese bräunliche Substanz, geschmacklos, geruchlos aber wenigstens heiß. Nach Genuß dieses brandenburgischen Getränks trennen sich unsere Wege. Ralf fährt weiter nach Nordosten, ich wende und fahre auf die Dosenbahn Richtung Süden. Hier ist dann Dauerduschen mit kaltem Wasser angesagt und ich bin wieder mal heilfroh, daß die Alp eine halbwegs vernünftige Scheibe hat, auch wenn das Plastikgeraffel öfter mal hinderlich ist... Dreimal dürft Ihr raten, welches Küchengerät ich zu Hause als erstes in Betrieb genommen habe !