Die große Tour
10.000km durch Spanien und Marokko
Nach einigen Touren innerhalb Europas hatte ich schon immer den Gedanken, irgendwann einmal eine "große Tour" zu machen. Als wir dann bei einem Diavortrag "Abgefahren - 16 Jahre Weltreise" waren, auf dem ein Bikerpärchen von einer 16 Jährigen Motorradreise rund um die Welt berichtete (gibt es auch als Buch ISBN3-462-03007-8 lesenswert!), brach akutes Fernweh aus. Jetzt oder nie! Also wurde überlegt und kalkuliert. Über Spanien nach Afrika zu fahren klang am besten. Mein Kumpel und Kollege Stefan war sofort Feuer und Flamme. Andere hatten zwar Interesse, aber nicht genug Zeit. Meine Freundin wollte im Sommer 01 eh alleine auf eine Sprachreise gehen, darum musste ich sowieso alleine in Urlaub fahren.. Also begannen wir mit der Planung und Vorbereitung. Über das Internet hat Stefan dann noch Axel gefunden, der in der Nähe von München lebt und uns bis nach Andalusien begleiten wollte. Mitte März verkaufte ich nach 50000KM meine treue Honda Dominator, schlachtete mein Sparschwein und holte meine langersehnte Transalp ab. Noch kurz einfahren und schon konnte es los gehen.
Nichts wie weg war die Devise, als wir am Samstag 31.3.01 endlich losfuhren. Dresden zeigte sich seit Wochen in einem Mischmasch aus Schnee, Regenwetter und wenig Sonne. Es kommt der Abschied von der besseren Hälfte (wo sind denn die Taschentücher..) und dann geht es los Richtung Süden! Doch erst mal gibt es noch einmal Kälte und Nebel. Ab Hof wird es dann endlich etwas freundlicher und wärmer und als wir am Abend in Freiburg ankommen ist es schon recht angenehm. Erst mal dürfen wir uns eine halbe Stunde Freiburg im Stau ansehen. Pünktlich zum Ende eines anscheinend wichtigen Fußballspieles passieren wir das Stadion und sind hoffnungslos von abziehenden Schlachtenbummlern eingeschlossen. Wir hatten uns mit Axel in der Jugendherberge verabredet und seine XT steht auch schon da als wir endlich ankommen. Wir "beschnuppern" uns ein wenig und reden über den Reiseverlauf. Am nächsten Morgen sind wir schnell in Frankreich. Hier wollen wir wie meistens auf unserer Tour Landstraße fahren, um mehr von Land und Leuten mitzubekommen. Macht auch mehr Spaß als immer nur Autobahn. So folgen wir der 83 über Besancon nach Lyon vorbei an blühenden Bäumen und Weinbergen. Es wird merklich wärmer. Dann entlang der Rhone. Dabei gewöhnen wir uns langsam an die etwas anderen Verkehrsgewohnheiten. Einige Franzosen scheinen alles überholen zu wollen, was sich unterhalb der Lichtgeschwindigkeit bewegt. Auch das Überholen ganzer Kolonnen hinter einem LKW wird gerne geübt. Wenn dann der vorderste Wagen der Kolonne gleichzeitig zum Überholen ausschert, gibt es fast einen Crash. Danach wird einfach zu zweit nebeneinander das Hindernis passiert. Dafür hat die Gegenfahrbahn ja einen Standstreifen.... Wir suchen uns bei einsetzender Dämmerung in der Nähe von Privas ein ruhiges Fleckchen mit Ausblick und schlagen unser Lager auf. Erster April. Wir sind unterwegs nach Afrika. Kein Scherz! Nachts wird es dann doch noch richtig kalt, minus drei Grad zeigt mein Thermometer.
Morgens hat Axel dann Reif auf dem Schlafsack, er hatte keine Lust sein Zelt aufzubauen. Aber dafür einen guten Schlafsack. Es geht weiter über Alés und Montpellier. Hier gibt es viele schöne Alleen, das Fahren macht Spaß, wenn da nur nicht diese Kreisverkehre wären! Unglaublich! Wir sind schon durch mindestens 10000 Kreisverkehre gefahren und rote Welle ist hier bei den Ampeln auch eingebaut (Am liebsten würde ich mal á la Joe Bar ein paar Kreisverkehre gerade aus durch die Mittelbepflanzung bügeln). Mag ja ne tolle Erfindung sein, aber auf Schnellstraßen muß das ja nun nicht sein.... Bei Perpignan ist dann segeln angesagt, es gibt kräftigen, böigen Seitenwind. Die dick bepackte Trans bietet da viel Angriffsfläche. Nach Perpignan biegen wir Richtung Andorra ab und die Straße wird sehr kurvig. Wir schrauben uns die Pyrenäen hoch. Hier fällt mir auf, wie wenig "Sonntagsfahrer" es im Vergleich zu Deutschland gibt. Gerade in den Serpentinen merkt man, das die Leute ihr Fahrzeug gut beherrschen und niemand rumklüngelt. Die Krönung ist eine Konservendose mit 4 Rädern (Fiat "Panda") die so schnell durch die Serpentinen fegt, das ich mich frage, ob hier ein Mitglied der Schumacherfamilie inkognito unterwegs ist. Am Abend kommen wir in Spanien an. Es folgen noch einige sehr schöne Kilometer durch die Serra de Cadi, bis wir spät Abends endlich einen geöffneten Campingplatz finden.
Am Tag darauf fahren wir bei Lleila auf die N2, eine kostenlose Schnellstraße, die teils autobahnähnlich ausgebaut bis nach Madrid führt. Hier entdecken wir unseren ersten "Torro", die riesigen schwarzen Stiere, die ursprünglich als Werbung für Osborne Brandy (guter Rachenputzer!) gedacht, im ganzen Land an den Schnellstraßen stehen. Dann lernen wir an der Tankstelle, das man in Spanien nicht selber tanken darf, was bei dem schwierigen Tankstutzen der TA dazu führt, das immer 2-3 Liter fehlen. Die Landschaft wird langsam Wüstenmässig und es ist auch schon ordentlich warm. Sogar die Städte, durch die wir fahren, erinnern an Orte in Texas. Wir kommen dann sogar an einem Wegweiser "Santa Cruz" vorbei. Die N2 ist leider in fester Hand von LKW´s und so schlägt Axel vor, lieber wieder die kleineren Straßen zu nehmen. Er hat ein GPS an seinem Lenker, so daß die Orientierung auch in den kleinen Orten kein Problem ist. Nachdem es erst ziemlich öde Landschaft gibt, kommen wir durch dunkelrote lehmfarbene Gebiete, es riecht nach Kräutern, die hier überall wachsen. Hier sehen wir erstmals eine der vielen kleinen Schafherden, denen wir noch öfter begegnen werden. Auch Hirtenhunde gibt es. Einmal kommen plötzlich zwei um einen Hügel herum wie vom Hafer gestochen angerannt. Da sind wir wohl einer Herde etwas zu nahe gekommen. Später begegnet uns auch ein älterer Hirte mit einigen Ziegen. Ein echtes Charaktergesicht, von Sonne und Wind gegerbt und doch irgendwie Freundlichkeit und Zufriedenheit ausstrahlend. Er winkt uns noch freundlich zu doch da die Stefan und Axel schon wieder um die nächste Kurve verschwinden, verzichte ich leider darauf anzuhalten und ihn um ein Foto zu bitten. Wir durchquere viele kleine Dörfer, wo wir besonders bei Kindern Aufsehen erregen. Dann kommen wieder Berge. Unglaublich, wieviele verschiedene Landschaften es alleine hier im Nordosten von Spanien gibt. Gegen Abend erreichen wir den Rand des Naturparks "Reserva nacional de los montes universales". Wieder finden wir einen herrlichen Platz zum wild zelten. Wir machen uns ein Lagerfeuer und dazu selbstgebruzeltes vom Campingkocher. Herrlich! Mittwoch, der 4.4., wir wollen heute Toledo erreichen. Dazu fahren wir durch den Nationalpark und einen zweiten, direkt angrenzenden.
Und schon wieder tolle Landschaften, ein Fluß schlängelt sich durch einen schönen Canyon. Man könnte ständig irgendwo anhalten und Fotos machen. Hier hat sich der Fahrer eines Joghurtbechers wohl zu sehr ablenken lassen, denn seine CBR steht am Straßenrand, während das Vorderrad samt Gabel im Straßengraben liegt. Aber er scheint halbwegs ok zu sein und sein Mitfahrer sowie ein paar Bauarbeiter kümmern sich um ihn. Dann sind wir auch schon in Toledo. Der Campingplatz "El Greco" liegt sehr schön oberhalb der Stadt. Dort quartieren wir uns für 2 Tage ein. Nach inzwischen 2500KM können wir eine kleine Pause auch gut gebrauchen. Toledo erinnert an eines dieser kleinen italienischen Dörfer in der Toscana. Alte Häuser, viele kleine, enge Gassen. Überall gibt es Geschäfte mit Nachbildungen von Schwertern, Schilden und Rüstungen, für die Toledo über Jahrhunderte bekannt war. Wie überall in Spaniens Städten gibt es auch einen "Plaza Major". Er lädt mit vielen Straßencafes zum verweilen ein. Leider hat auch hier ein Mc Donalds Einzug gehalten, was dem romantischen Flair etwas schadet. Aber zu essen gibt es hier wirklich besseres. In jeder Ecke kann man von kleinen Snacks bis zum 5-Gänge Menü spanisch essen. Die üblichen Sehenswürdigkeiten gibt es natürlich auch.
Verkehrsregel Nr 1: Rote Ampeln sind relativ! Wird eine Ampel gelb, gibt man Gas, deutsche Touristen, die das nicht verstehen werden freundlich von hinten angeschoben oder ihnen werden zumindest spanische Schimpfwörter vermittelt. Spanier schlafen dann entweder bei Rot vor Langeweile ein und müssen bei Grün mit kurzem Gehupe geweckt werden, oder sie beobachten die Ampel genau und timen die nächste Grünphase und fahren bereits 1-2 Sekunden vor umschalten wieder los. Am Freitag brechen wir wieder auf und trennen uns für das Wochenende. Ich werde einen Freund in Aranjuez nahe Madrid besuchen, während es Stefan und Axel mehr in das Gelände zieht. Am Nachmittag, treffe ich Jésus, der vor ein paar Jahren 3 Monate bei meiner Mutter als Austauschschüler gelebt hatte. Seine Familie begrüßt mich herzlich und ich werde erst einmal mit echter spanischer Hausmannskost versorgt. Am Abend sehen wir uns den "Palacio Real" an, eines von 4 Schlössern des spanische Königs, welches in Aranjuez liegt. Circa 30 Zimmer sind restauriert und können besichtigt werden. Wie die meisten Könige waren auch die spanischen nicht besonders bescheiden. Darum lohnt sich die Besichtigung durchaus. Selbst heute noch werden Teile des Palastes vom jetzigen König genutzt. Nur das er heute statt mit der Kutsche manchmal mit dem Motorrad kommt. Sehr sympathisch! Am schönsten aber sind die riesigen Parkanlagen des Schlosses. Später gibt es noch eine kleine "Führung" durch die Pubs des Ortes. Auch das Spanische Bier schmeckt nicht schlecht. Ich schieße mich auf "Mahou" ein. Etwas erschreckend ist, das viele sehr junge Mädchen hier mitten in der Nacht leicht bekleidet durch die Pubs ziehen. Jésus erzählt mir, das es auch hier Probleme mit den Jugendliche gibt. Er ist selbst Lehrer und bekommt da einiges mit. Immer mehr legen das traditionelle, katholisch orientierte Leben ab und wollen Spaß pur. Samstag ist Madrid angesagt. Hier gibt es noch einen Königspalast, den wir uns aber nur von außen ansehen. Wir laufen etwas durch die Fußgängerzonen, schlürfen einen Cappucino am schönen Plaza Mayor und gehen dann in den Parque del Retiro. Einst nur für Könige zugänglich entspannen sich hier heute viele Madrider. Der Park ist wie der von Aranjuez eine echte Perle. An einer Stelle haben sich einige Spanier mit Trommeln getroffen und sorgen für Stimmung. Die anwesenden Farbigen trommeln leider nicht, sondern sind mit dem Drogenverkauf beschäftigt. Wir werden mehrmals angesprochen, ob wir etwas kaufen wollen. Damit hatte ich eigentlich erst in Marokko gerechnet. Aber sonst ist es wirklich schön hier. Im Anschluß füllen wir uns den Bauch mit diversen Tapas, kleinen Snacks, die es in den unzähligen Bars gibt. Zum Abendessen sind wir wieder Zuhause und nach einer Verschnaufpause sind wir um Mitternacht wieder zurück in Madrid. Unglaublich was hier los ist. Hier ist mitten in der Nacht mehr los, als in Dresden Samstag Mittag. Selbst nachts bekommt man kaum einen Parkplatz. Wir ziehen durch einige Pubs und laufen etwas herum. Dann versuchen wir mal die Masche "orientierungslose deutsche Jungs". Wir reden spanische Mädels in englisch an, sagen das wir deutsche Motorradtouristen sind und ob sie nicht einen guten Platz zum Tanzen kennen würden. Am besten mit Latinomusik. So lernen wir verschiedene sehr sympathische Damen und einige schöne Kneipen und Discos kennen. Im nachhinein übersetzt mir Jésus dann, was sie miteinander getuschelt haben in der Annahme wir sprechen kein Spanisch. Nicht gaaaanz Gentlemen aber wir wie auch die "Opfer" haben viel Spaß. Um 3:00 staune ich nicht schlecht, ist doch tatsächlich Ende des Ausschankes. Nichts mehr zu kriegen in den Kneipen. Aber man kann noch bleiben und die Discos machen auch noch weiter. Um 4:00 verlassen uns unsere letzten und nettesten "Führerinnen", da eine von ihnen unbedingt schlafen gehen will , obwohl die andere gerne noch etwas mit uns herumlaufen würde. Schade. Damit beenden wir unsere Tour und fahren gut gelaunt wieder ab. Am Sonntag ist erstmal ausschlafen angesagt, bis der herrliche Duft von Churros (leckere,frittierte Teigstreifen), dem typischen spanischen Frühstück, in das Schlafzimmer vordringt. Jésus Mutter bereitet uns ein köstliches Frühstück und schnell sind wir wieder munter. Dann zeigt mir Jésus Segovia, ein hübsches kleines Städtchen mit einem riesigen, vollständig erhaltenem römischen Aquädukt.
Danach fahren wir nach Avila, ebenfalls eine alte Stadt (höchstgelegenste Stadt Spaniens), aber mit einer riesigen Mauer um den alten Stadtkern. Richtig interessant wird es erst nach Sonnenuntergang. Dann wird die gesamte Mauer mit Scheinwerfern angestrahlt und von einem Berg gegenüber der Stadt hat man einen Wahnsinnsblick. Wir haben Glück und der Vollmond geht gerade über der Stadt auf, so daß mir ein paar tolle Nachtphotos gelingen.
Und schon wieder ist ein schöner Tag vorbei. Am Montag fahre ich noch eine kleine Runde mit der alten TDM von Jésus Bruder und verabschiede mich dann. Ich schicke noch ein Päckchen mit ein paar Souvenirs und den ersten 2 Filmen nach Hause, das spart Platz und daheim kann man schon mal sehen, was wir hier so alles treiben. Dann will ich über Segovia und Coca (eine von vielen Burgen in der Gegend) nach Salamanca fahren, und dort auch Stefan und Axel wieder treffen. Doch wir laufen uns schon in Segovia über den Weg. Da die beiden sich noch etwas umsehen wollen und ich den Ort schon vom Vortag kenne, drehe ich wie geplant die Runde und am Abend treffen wir uns auf dem Campingplatz. Axel braucht dringend eine neue Kette und ein Händler bestellt ihm eine für den nächsten Nachmittag. Dann fahren wir in die Stadt. Erst werden in einem Internetcafe ein paar Mails geschrieben, dann genehmigen wir uns im gegenüberliegenden Irish Pub ein paar Kilkenny. Da Ferien sind und die meisten Studenten die Stadt verlassen haben, hält sich das Nachtleben in Grenzen. Man muß Glück haben und einen der Plätze finden, in denen die übriggebliebenen abfeiern. Am Tag sehen wir uns die Kathedrale an, bummeln etwas durch die Straßen. Wirklich eine schöne Stadt. Abends macht Axel Weitwurfexperimente mit seinem Benzinkocher, nachdem er ihn mehrmals auseinandergenommen und wieder zusammengebaut hat, ohne einen Grund zu finden, warum das Ding nicht mehr geht. Als der Kocher schließlich an seiner XT abprallt, geht er plötzlich wieder. Seine Kette ist noch nicht da, wird erst morgen früh. Abends drehen wir noch mal ein paar Runden durch das Zentrum. Dabei stoßen wir zufällig auf eine Osterprozession. Wir beim Ku KluxKlan mit Spitzmützen und Gewändern verkleidet laufen die Darsteller durch die Straßen, mittendrin sind große Wagen mit Darstellungen von Jesus am Kreuz und Heiligen. Mittwoch, wir wollen Richtung Andalusien aufbrechen. Vorher läßt sich Axel noch seine neue Kette aufziehen. So ganz das richtige ist es wohl nicht, aber die XT läuft wieder. Auf kleinen Verbindungsstraßen durchqueren wir die Extremadura nach Süden. Auch hier wieder schöne Straßen und Landschaften. Immer wieder sehen wir große Greifvögel. Einmal kann ich sogar im vorbeifahren beobachten, wie ein großer Vogel herunterstößt und eine Maus fängt. Und überall Storchennester. Die Gegend ist recht dünn besiedelt. Am Abend finden wir direkt an einem See einen schönen Platz zum Campieren und genießen den Sonnenuntergang mit Wein und Bier.
Donnerstag, unsere letzte gemeinsame Fahrt. Wir fahren noch bis Zafra und setzen uns dort im Zentrum in ein Straßencafé. Der Kellner ist völlig lustlos und läßt uns erstmal warten. Das Essen ist auch bescheiden, so das ich mal nichts sage, als er vergißt, mein Essen mit zu berechnen. Ausgleichende Gerechtigkeit. Dann trennen wir uns. Axel hat sich bei einer Bekannten im Südwesten angemeldet, wir fahren weiter Richtung Cordoba. Kurz vorher kommen noch zwei Spanier auf Choppern an und sind ganz begeistert von meiner neuen TA und das ich damit gleich bis nach Südspanien fahre. Stefan und ich fahren auf den üblichen Nebenstraßen (noch eine tolle Strecke....) bis nach Cordoba. Der einzige Campingplatz ist schlecht ausgeschildert so das wir erstmal eine Stadtrundfahrt machen. Hier unten ist es schon ziemlich warm. Knappe 30° lassen uns langsam ins Schwitzen kommen. Palmen gibt es auch und Orangenbäume mit prallen Früchten stehen hier einfach so als Straßenbepflanzung rum. Der Campingplatz ist eher bescheiden, direkt neben einer großen Straße. Am Abend kann sich Stefan nicht mehr bremsen und fährt alleine los, um etwas Gelände zu fahren. Mir reicht es und ich vertrete mir lieber etwas die Beine. Als er dann nach 3 Stunden wiederkommt ist er total geschafft. Er ist einen immer schmaler werdenden Weg gefahren und dann an einer Engstelle gelandet, wo er nicht mehr wenden konnte. Beim Versuch umzukehren ist ihm dann die Alp in einen kleinen Fluß gerutscht und umgekippt. Die Bergung alleine war dann ein echter Kraftakt. Er ist total erledigt. Freitag. Wir laufen quer durch die Stadt, frühstücken wieder ein paar Churros in dem Lokal, in dem die meisten Einheimischen sind (immer gut..) dann zur Mezquita, einer riesigen maurischen Moschee, Pflichtprogramm. Hier laufen auch Zigeunerinnen herum, die einen Blumen reichen oder aus der Hand lesen wollen. Geht man nicht sofort weiter, wird man sie nur gegen bares wieder los. Die Anlage ist wirklich beeindruckend. Nur leider haben die Christen nach der Eroberung mitten in diese Moscheenanlage eine Kirche gebaut, was nun wirklich nicht paßt. Aber besser, als wenn sie auch dieses Bauwerk zerstört hätten. Nördlich davon gibt es noch das Judenviertel mit hübschen weißen Häusern und Unmengen an Blumen und Pflanzen. Auf dem Rückweg zum Campingplatz sehen wir noch einen echten Trabbi-Kübelwagen mit spanischem Nummernschild und und hinten noch original das DDR-Länderkennzeichen drauf! Samstag gibt es mal etwas Schnellstraße und schon sind wir in Granada. Nördlich der Stadt finden wir einen hübschen Campingplatz ("Camping Granada",S123 Peligros) mit Wahnsinnsblick auf die Sierra Nevada. Aber erst mal laufen wir etwas in der Stadt herum, suchen uns ein Internetcafe und stoßen dann am Abend schon wieder auf eine Osterprozession. Die Kutten haben andere Farben, die "Wagen" mit Figuren darauf werden diesmal wie eine Senfte von 20 kräftigen Männern getragen. Ein riesige Show zu der die halbe Stadt gekommen ist. Auch sonst gibt es überall etwas zu gucken. Einige Straßenkünstler ziehen die Passanten in ihren Bann. Irgendwie gemütlich hier. Sonntag ist Sierratag! Über die Schnellstraße kommen wir zur Auffahrt in das riesige Naturreservat Sierra Nevada. Dann schlängelt sich die kleine Straße erst durch ein paar Dörfer und dann immer höher den Berg hinauf. Eine tolle Strecke mit vielen schönen Aussichtspunkten aber es zieht sich, wenn man die ganze Runde macht. Außerdem ist stellenweise der Asphalt sehr rutschig. Mehrmals geht mir in der Kurve der Hinterreifen weg. Am Abend sind wir erschöpft aber glücklich wieder zurück. Dann kommt Andalusien schlechthin. Sevilla! Wir nehmen den Campingplatz im Süden an der E05, laden ab und organisieren uns in der Stadt erst mal Tickets für eine Flamencoshow ("Los Gallos",Plaza de Sta. Cruz). Dann drehen wir eine Runde über den schönen "Plaza de Espana" auf dem jede größere Stadt mit einem alten Bild in Form eines Mosaiks dargestellt wird. Dann entdecken wir endlich mal eine Eisdiele mit hausgemachtem Eis. Als ich mit einem großen Eis wieder rauskomme steht plötzlich Axel vor mir. Mir entgleisen spontan sämtliche Gesichtszüge, wir hatten uns weder verabredet noch wußten wir, das er überhaupt hier ist und Sevillia ist eine große Stadt. Er erzählt uns, das ihm am Strand seine XT mit einem der 3 Alukoffer darauf geklaut wurde. Verdammt ärgerlich. In der Box waren auch noch Kamera, ein paar Filme, eine gute Jacke und andere Dinge drin. Und ich dachte immer, wenn sie uns eine Kiste klauen, dann bestimmt meine neue TA. Wenigstens bezahlt ihm die Versicherung über den Schutzbrief den Rückflug den er hier gerade gebucht hat.. Wir unterhalten uns noch etwas und trennen uns dann wieder. Unsere Flamencoshow beginnt kurz darauf. Wow! Das ist wirklich mal sehenswert. Vier Frauen und ein Mann tanzen, was das Parkett hält. Mit nichts zu vergleichen, was man in Deutschland so unter Flamenco sieht. Auf dem Weg Richtung Fähre durchfahren wir noch die wunderschön Gegend rund um Ronda.
Kleine weiße Dörfer, eine malerische Landschaft, einsame kleine Straßen. In Ronda wird noch ein spanisches Omlette verspeist und kurze Zeit später erreichen wir Algeciras. Von hier aus kommt man in 1 Stunde über den Kanal. Eigentlich wollten wir uns einen Campingplatz suchen, auf dem wir einen Teil unseres Gepäcks zurücklassen können. Zum einen fährt es sich im Gelände deutlich besser und es kann einem auch nicht so leicht etwas geklaut werden. Aber wir entdecken zufällig eine Jugendherberge südlich der Stadt direkt an der Hauptstraße. Wir bekommen günstig ein Zimmer mit Ausblick bis nach Afrika und wir können kostenlos unsere Campingausrüstung hier abstellen. Das klappt ja mal wieder... So starten wir Mittwoch früh mit halbiertem Gepäck zur Fähre. Eine Strecke macht 70DM je Mopped mit Fahrer Die Fähre ist bestenfalls halbvoll. Kaum das wir es uns gemütlich gemacht haben sind wir auch schon da.
Die Fähre legt in Ceuta an und wir fahren zum Grenzposten. Wie schon in der Fähre zu sehen war, hält sich der Touristenandrang in Grenzen und es ist nicht viel los. Erst fahren wir an einigen Schleppern vorbei, die nur unser bestes wollen. Direkt an der Grenzstation kommt dann ein Beamter in Zivil, aber mit angehängtem Ausweis, spricht uns in Deutsch an und ist uns behilflich. Fenster links sind Fahrzeuge, Fenster rechts Personen. An beiden ein Formular besorgen, ausfüllen und mit allen Papieren wieder hineinreichen. Aha. Mit seiner Hilfe bekommen wir alles auf die Reihe und sind nach einer halben Stunde mit allen Formalitäten fertig. Als wir wieder aufsteigen und uns für seine Hilfe bedanken, fragt er freundlich nach etwas "Trinkgeld". Hmmm! Naja. Ein paar Meter weiter ist die Wechselstube und er begleitet uns bis wir unsere Dirham haben. Als ich ihm dann 20 DH reiche schüttelt er den Kopf und möchte 100DH (20DM) haben. Ein nicht nur für Marokko beachtliches Trinkgeld. Aber die Grenze ist kein guter Ort um das Feilschen zu üben und bevor er noch Lust bekommt die Kiste doch noch näher zu "untersuchen" gebe ich ihm das Geld. Und schon sind wir in AFRIKA!! Dann kommt auch schon der Kulturschock! Die Straße führt durch kleinere Orte direkt durch das sehr belebte Zentrum. An und auf der Straße scheint der Markt stattzufinden. Überall Menschen, Autos und Stände. Und es stinkt fürchterlich nach Abgasen. Jede Menge alter Autos. Vielen quillt dunkelblauer Qualm aus dem Auspuff. Manche sehen aus, als ob sie Feuer gefangen hätten. Und Massen an Mofas. Die meisten gleich ganz ohne Auspuff. Bei diesem Anblick würde ein deutscher TÜV-Beamter wahrscheinlich spontan einen Herzinfarkt erleiden..... Nachdem wir den Abzweig nach Meknes verpaßt haben, folgen wir der "roten" Straße auf der Karte Richtung Nador in das RIF-Gebirge um dann nach FES zu fahren. Nunja, der Reiseführer hatte Recht. Die Gegend sollte man sich besser ersparen. Erst erleben wir die schlechteste "rote" Straße die ich je gesehen habe, stellenweise gerade mal ein besserer Feldweg. Dann versucht alle paar Meter jemand uns Drogen zu verkaufen. Wenn wir anhalten kommen gleich ganze Rudel an Dealern. Aber die meisten sind relativ freundlich und gehen wieder, wenn man kein Interesse zeigt. Auf den 100 Kilometern hätten wir genug Hasch kaufen können um eine komplette Hippie-Kommune in den siebten Himmel zu schießen. Als wir eine gerade Strecke mit Tempo 100 langfahren, kommt aus einem Feldweg ein dicker, alter Nissan Patrol. An sich nichts ungewöhnliches, doch anstatt wie üblich anzuhalten, gibt er plötzlich Gas und prescht in unsere Richtung auf die Straße. Ich kann gerade noch nach links ausweichen und er verfehlt mein Heck um Haaresbreite. Auch Stefan schafft es so gerade noch, ihm kein Loch in den Jeep zu schießen. Wir halten an und atmen erst mal tief durch. Der Kerl ist einfach weitergefahren und hinterherfahren bringt wohl auch nichts. Nachher versucht er es vielleicht nochmal....? Vielleicht war das ein Dealer, der sein Zeug nicht loswurde und es alles selber geraucht hat. Bis jetzt macht sich Marokko nicht besonders.....! Am anderen Ende des Rif kommt dann noch eine Polizeikontrolle. Rechts ran, Ausweis und den ganzen Zettelkram von der Grenze zeigen. Zum Glück spricht einer der Polizisten ein paar Brocken Englisch. Den Rest erledigen die Zettel, die wir vorbereitet haben. Darauf steht das ganze woher, wohin usw. in Französisch. Er schreibt alles auf und wir können weiterfahren. Danach wird die Straße als auch die Umgebung freundlicher. Es sieht aus wie im Harz. Als wir an einer Tankstelle anhalten, an der 3 junge Marokkaner sitzen, erlebe ich Service! Einer tankt Stefan die Maschine und 2 reinigen den Helm. So sauber sah der schon lange nicht mehr aus. Nebenbei erkundigen sie sich nach dem wohin und woher. Als ich dann vor Begeisterung ein Foto mache, sind sie stolz und fragen, ob ich ihnen vielleicht ein Bild schicken könnte. Klar, kein Problem. Überhaupt scheinen die Leute hier größtenteils sehr freundlich zu sein. Wir werden oft von entgegenkommenden Fahrzeugen gegrüßt und besonders Kinder scheinen sich über unseren Anblick zu freuen. Viele Winken uns zu. Andere staunen nur. Ein junges Mädchen fällt vor lauter Staunen fast von der Bordsteinkante, als sie mich erblickt. Am Abend erreichen wir dann Fes. Nachdem mehrere Hotels voll sind, nehme ich einen jungen Marokkaner mit, der mir ein günstiges Hotel mit Garage verspricht. Vorher frage ich nach dem Preis für seine Hilfe. Kein Problem, ich soll ihm geben, was ich will. Nach erneuter Nachfrage ist er mit 5 DH einverstanden. Tatsächlich zeigt er uns ein brauchbares Hotel. Als ich ihn bezahlen will, ist er plötzlich unzufrieden und will deutlich mehr. Das war unser erster und letzter (illegaler) Führer!
Am nächsten Morgen machen wir uns auf nach Marrakech. Es ist stark bewölkt und unerwartet kalt. Wir fahren zeitweise mit Heizgriffen! In Afrika! Da fährt man extra mal nicht nach Skandinavien und dann das...! Die Straßen sind sehr gut und die Landschaft ist sehr abwechslungsreich. Unterwegs bietet ein Cafe am Straßenrand warme Speisen aus Tontöpfen an. Wir halten und essen eine köstliche Tajine. Dazu einen The a la Menthe, einen süssen Pfferminztee aus frischen Minzblättern, das Nationalgetränk. Den Abzweig zu den Cascades d Óuzoud, den größten Wasserfällen in Marokko verpassen wir dann irgendwie. Am späten Nachmittag sind wir endlich da. Marrakech! Die Metropole! Und offenbar auch der Sitz des Japanischen Kamikazeflieger-Trainigszentrums! Aus allen Ecken kommen Taxis, Autos und tausende Mofas geschossen und fahren kreuz und quer. Da hilft nur anpassen. Also die letzten Reste der StVo über Bord geworfen und rein in das Getümmel. Alle Autos scheinen serienmässig mit Automatik-intervall-Hupe ausgestattet zu sein. Na warte, das nächste mal bringe ich eine Druckluftfanfare mit...! Aber es funktioniert. Wir machen mit und kommen gut durch. Die Fußgänger sind noch schlimmer dran. Es gibt nicht einmal Ampeln für die Fußgänger. So regeln die hier das also mit dem "Rentenproblem". Nur ein Hotel zu finden ist gar nicht so einfach. Die ersten 10 sind alle komplett voll. Mist, davon stand nichts im Reiseführer. Direkt am Djemaa el Fna finden wir dann im Hotel du France doch noch ein Zimmer. Nicht gerade das Hilton, aber billig und zentral. Die Bikes kommen in eine bewachte, öffentliche Garage am Platz. Am Abend wird es dann richtig lebhaft am Platz. Zu den bereits vorhandenen Ständen werden Dutzende Garküchen aufgebaut aus denen es köstlich duftet und es kommen immer mehr Artisten, Musiker und andere exotische Gestalten. Aber da auch zahlreiche Einheimische Besucher des Marktes sind, sieht es nicht nur nach einer Touristen- Show aus. Dieser Markt wird schon seit Jahrhunderten in ähnlicher Form abgehalten. Wir setzen uns an einen der Stände und Essen verschiede Gerichte, alles jedoch gut durchgegart. Wir wollen nicht auch noch Montezuma zum Opfer fallen. Anschließend noch ein Bummel über den Platz. Gucken kostet meist nichts, aber sobald man die Kamera gezückt hat, wird es teuer. Da heißt es erst mal wieder handeln. Zwischendurch gibt es immer wieder einen frischen Orangensaft für umgerechnet 50 Pf. Köstlich! Am nächsten Tag wagen wir uns auch in die zahllosen Gassen die sich vor allem im Norden des Platzes befinden. Die Suqs bestehen aus zum Teil überdachten Gassen mit vielen kleinen Läden. Viele Straßen haben einen Schwerpunkt wie Leder, Gewürze oder Schmuck. Spätestens hier taucht man in eine andere, exotische Welt ein. Wir können unbehelligt herumlaufen, niemand bettelt oder drängt sich einem als Führer auf. Nur die Händler sind bemüht, einen in den Laden zu locken. Ein echtes Erlebnis. Wir streifen stundenlang durch die Stadt, kaufen ein paar Souvenirs (nie mehr als die Hälfte des ersten Preises bezahlen!) und entspannen uns dann im Park "Jardin Majorelle". Interessant ist auch, wie viele verschieden Menschen und Kulturen es hier gibt. Man sieht Männer im Anzug ebenso wie in einteiligen Kutten. Besonders bei den Frauen fällt auf, das viele der jüngeren Frauen westliche Kleidung tragen oder hübsche, lockere afrikanische Kleidung. Aber auch traditionelle Islamistinnen streng vermummt gibt es viele. Aber alle Leben scheinbar tolerant zusammen. Am Abend bietet sich uns von der Dachterasse des Du France ein herrlicher Ausblick auf den Mark und den Sonnenuntergang über Marrakechs Dächern. Ein wundervoller Ausklang für diesen Besuch.
Nach 2 Tagen lassen wir Marrakech hinter uns und nehmen den hohen Atlas in Angriff. Nachdem die Wolken gestern wieder verschwunden sind, wird es immer heißer. 30° sind mit ausreichend Fahrtwind einfach schööööön! Die Aussicht auf dem Paß (2200m) ist toll, aber dann biegen wir auf die Nebenstrecke nach Telouet (Route C1) ab. Nach Ende der Teerstraße komme ich zum ersten mal mit der Transalp in echtes Gelände. Gedanken: Piste KM 1"Oje, wenn das mal gut geht!Hiiilffeeee!"; Piste KM 5 "Ahh, ist ja gar nicht so schwer...! Schön locker bleiben und nur schnell genug durch Sand und Geröll fahren." Piste KM 10"Oh, Sand, Geiiil!"; Pistenende beide gleichzeitig:" Fahren wir noch mal zurück?". Die Flußdurchquerungen sind enttäuschend da zum einen kaum Wasser da ist und die Furten auch noch betoniert wurden. Aber sonst einfach toll. Eine wirklich schöne Strecke. Von der Piste aber vor allem auch von der Landschaft her. Es gibt auch mehrere Dörfer aus Lehmhäusern. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein.
In einem trockenen Flußbett machen wir rast und 2 Jeeps mit Amis halten ebenfalls für einen kurze Pause. Schon bald sind einige Kinder da. Sie fragen nach einem Dirham, geben aber schnell wieder auf. Dafür sind sie sehr neugierig. Als wir Kekse auspacken werden die Augen groß. Also wird geteilt. Einschliesslich uns bekommt jeder einen. Den Rest der Speisen heben wir uns für später auf, das muß dann doch nicht sein, den halben Hemden auch noch groß etwas vorzuessen. Am Ende der Piste liegt Ait Benhaddou mit einer gut erhaltenen Kashba, einer kleinen Lehmburg. Dann fahren wir auf der Straße der Kashbas weiter Richtung Boumaine. Die Berge des Atlas verlaufen parallel zur Straße und bieten ein beeindruckendes Panorama. Am Abend biegen wir erschöpft Richtung Dades ab und nehmen uns in der Auberge Georges du Dadès ein Zimmer für 300DH. Inbegriffen ist Abendessen und Frühstück. Das Abendessen ist gut, es gibt sogar etwas marrokanische Livemusik dazu. Wir gönnen uns eine Flasche marrokanischen Wein als Abschluss für einen tollen Tag. Dann kommt ein echtes Highlight! Die Route C9 verbindet über eine Piste und einen 2800m hohen Paß die Dades- und Todraschlucht. Wir starten um neun und bekommen schon nach ein paar Metern eine unglaubliche Landschaft geboten. Da hat die neuerdings zum Teil geteerte Straße auch einen Vorteil, man kann sich neben dem fahren auch mal umsehen. Wir stoppen immer wieder um die grandiosen Kulissen auf uns wirken zu lassen.
Dann ist die Straße zu Ende und der Ritt beginnt. Es geht immer höher in die Berge hinauf und es gibt auch hier oben vielfältige Landschaften zu bewundern. Stellenweise fällt an Weggabelungen die Orientierung schwer aber es findet sich meist jemand, den man nach dem Weg fragen kann. Oder man wartet bis ein Touristenjeep vorbeikommt, die fahren auch alle die gleiche Route. Auch der Kompaß am Lenker ist wieder einmal hilfreich. Dann wird aus der Piste ein Geröllhaufen aus faustgroßen Steinen. An einem kleinen Hang will das Hinterrad nicht mehr mitkommen und rutscht weg, schon liegt die Transalp da. Ein Schafhirte der gerade in der Nähe ist kommt angelaufen und hilft uns sofort mit, die Kiste wieder aufzustellen. Das Vorderrad muß natürlich auch noch mal und so wiederholt sich das ganze Spektakel ein Stück weiter in einer Kurve aus ähnlichem Geröll. Naja, ein paar kleine Kratzer, ansonsten machen sich die Sturzbügel recht gut bezahlt. An der Unterseite sieht es inzwischen schon schlimmer aus. Sogar der Kat hat schon ein paar Schrammen abbekommen aber der Motorschutz hält.. Man kratzt halt selbst ohne Hauptständer mal über ein paar Steine. So geht es mehrere Stunden durch ständig wechselndes Gelände. Gelegentlich begegnen uns Schafhirten, Kinder oder Frauen mit schwer bepackten Eseln. Im Reiseführer stand gerade hier gäbe es Kinder, die mit Steinen werfen. Aber sie machen genau das Gegenteil! Zu unserem erstaunen laufen sie zur "Straße" und räumen die großen Brocken weg! Dafür möchten sie dann wohl etwas haben. Aber wir können sie eh nicht verstehen also grüßen wir sie immer freundlich und fahren weiter. Kurz vor dem Ende geht es dann vor Tammtattouchte noch mal richtig zur Sache. Mir scheint ich sitze auf einem bockenden Pferd, so springt die Trans über die groben Felsplatten. Die Strecke könnte man Rodeo drive nennen. Ein Glück, das wir unser Gepäck in Spanien halbiert haben. .... Am Ende kommen uns dann noch 2 Jeeps und 2 Africa Twin entgegen. Als wir dann an einer kleinen Bar vorbeikommen, halten wir erst mal für eine Coke an. Die haben wir uns wirklich verdient. Dann wieder ein Kulturschock der anderen Art. Eine deutsche Gruppe hat es sich hier gemütlich gemacht. O-Ton einer Dame:"Haaaaaach! Damals die Reisegruppe im Oman, die waren ja soooooooo nett! Die haben sogar im Flugzeug mit einem Luftballon Fussball gespielt! Die waren ja soooooo nettt!!!" Autsch! Nix wie weiter. Dann wird es nochmal eng. Immer wieder kommen uns auf dem schmalen Weg grosse LKWs vollgepackt mit Marrokanern entgegen. Zum Abschluss kommen wir von oben in das Dadestal gefahren, wo sich gerade einige Busladungen Touris tummeln. Eine weitere deutsche "Dame" hält mit ihrer Körperfülle den Weg in Beschlag und reagiert nicht, also flott vorbei, wieder durch das Geröll. Darüber muß sie sich dann natürlich erst mal aufregen, hat die Ärmste doch schon ihr Ende nahen sehen. Hier unten ist sogar mal etwas Wasser im Fluß und wir können nach all den ausgetrockneten Flüssen nicht widerstehen, ein wenig unsere Kisten zu baden. Es klappt gut und die Touris bekommen ihre Extrashow. Immer wieder gibt es erstaunte Blicke auf unsere Nummernschilder. Danach gilt es noch ein paar Dromedare zu überholen und die Teerstraße hat uns wieder. Einige Kilometer weiter wieder auf der Haupstraße treffen wir noch 2 echte königlich marrokanische Motorradpolizisten.
Wie alle Polizisten sehen sie aus, wie aus dem Ei gepellt. Supersaubere, gebügelte Uniform und ein 1,90 Kleiderschrank drin. "Ein ganzer Kerl dank Schappi.." Aber echt nett. Es wird noch etwas Benzin gequatscht und ein Foto gemacht (Jaa, klar schicken wir einen Abzug mit der Post.). Sie empfehlen uns einen Abstecher Richtung Erg Chebi, aber fürs erste haben wir vom Gelände genug und mein Hinterreifen ist eh fast blank, also nix für Sand. Das nächste Mal.... Es wird langsam dunkel und bei einem Blick nach oben kann man wieder staunen. Die Afrikaner haben viiiel mehr Sterne als wir! In Midelt werden wir auf der Suche nach einem günstigen Hotel auf deutsch angesprochen. Ein junger Mann sagt, seine Familie hätte um die Ecke ein sehr günstiges Hotel. Wir folgen ihm und sind auch zufrieden. Dann werden wir auch noch auf einen Gratistee in dem benachbarten Teppichgeschäft eingeladen, dessen Besitzer ebenfalls ein paar Brocken deutsch und Englisch spricht. Er zeigt uns und einem französischem Paar seine Teppiche und erzählt etwas über deren Geschichte. Hübsch, aber so ganz das richtige ist nicht dabei und wir gehen alle wieder ohne etwas zu kaufen. Er verabschiedet uns trotzdem sehr freundlich, er sagt es sei ihm wichtiger als das Geschäft, das die Leute ehrlich ihre Meinung sagen. Am nächsten Tag geht es über Meknes wieder Richtung Norden. Da wir die letzten Dirham gerade für unseren letzten Minztee ausgegeben haben, wird noch etwas getauscht. An einem Stand mit den üblichen Kekspackungen biete ich dem Händler mein altes Schweizer Messer zum Tausch an. Erst wird es kritisch begutachtet und für gut befunden. Dann soll ich mir aus seinem Sortiment den Preis bestimmen. Ich nehme mir also einige Packungen und zeige sie ihm. Er rechnet kurz und nimmt mir dann 2 Packungen wieder weg. Alle 5 anwesenden Marrokaner schmunzeln. Dann hole ich mir eine der beiden Packungen wieder zurück. Alle 5 anwesenden Marrokaner grinsen breit. Das Geschäft wird mit einem Handschlag beendet. Touristen, die diese Zeremonie mitmachen werden wohl besonders geschätzt. Später wird dann noch ein nicht mehr benötigter Pullover gegen einen hübschen Kerzenständer eingetauscht. Zurück in Ceuta erleben wir fast noch unseren ersten Verkehrstoten. Kurz vor der Grenze wird der Verkehr sehr dicht. Zudem ist gerade Schulschluß und überall laufen Kinder herum. Dann kommt wieder mal ein Jugendlicher auf seinem Roller zwischen Autos und Bürgersteig langgerast als ein kleines Mädchen einen Wagen vor mir zwischen den Autos durchläuft. Er streift sie und stürzt. Aber beide habe viel Glück gehabt. Er hat scheinbar nur ein paar Kratzer abbekommen, hat aber wohl Schiss und steigt schnell wieder auf. Sie hat außer einem Schreck scheinbar auch nichts abbekommen, er hatte ihre Backe gestreift. Das war echt knapp. Wie die Irren! Wir kaufen unsere Fährtickets und sehen dann während der Überfahrt 1 Stunde "Zorro" in Spanisch. Dann haben wir wieder Spanischen Boden unter den Füßen. Um 23:00 sind wir wieder in unserer Jugendherberge angekommen. Schön war es, von dem ersten Stück einmal abgesehen. Eine kleine Reise in eine andere Welt. Am nächsten Tag brechen wir langsam wieder Richtung Heimat auf. Stefan will noch etwas in die Berge und ich möchte mich erst etwas um die Kiste kümmern und dann mal an den Strand. Darum trennen wir uns für 3 Tage. In Marbella finde ich einen Honda-Shop mit einem sehr freundlichen Chef, der fließend englisch spricht und lasse zwecks Erhalt der Garantie am nächsten Tag die 6000KM Inspektion machen. Während der Inspektion warte ich um die Ecke und höre zwischendurch ein "Klong", denke mir aber nichts weiter dabei. Als ich die Kiste anschließend wieder bepacke trifft mich der Schlag. Im Tank ist rechts an der Kante eine Delle und an der Kante ist ein Stück Lack abgeschlagen. Das Klong war ein herunterfallender TA-Tank. Ich zeige dem Chef die Delle und das man diesen Schaden nur hinkriegt, wenn der Tank ausgebaut ist. Der Mechaniker bestreitet jedoch, das ihm das Ding runtergefallen ist. So wird eine Weile rumdiskutiert bis er mir anbietet a) den Tank von ihnen reparieren zu lassen, dauert eine Woche (Haha..sehr witzig...) oder b) die 80DM, die ich für die Inspektion bezahlt habe erstattet zu bekommen. Ich nehme die 80DM, besser als nichts, von Deutschland aus kriege ich eh nichts mehr. Dann fahre ich über die Autobahn (kostenlos) bis Alicante. In Bemidorm am Mittelmeer wollen wir uns wiedertreffen. Dort frage ich in einem Motorradladen nach einem Hinterreifen, denn der Trailwing ist nach 8000KM blank in der Mitte. Der Besitzer hängt sich ans Telefon und verspricht mir, den gewünschten Dunlop Trailmax am nächsten Mittag da zu haben. Also bleibe ich im nächsten Campingplatz und sehe mir noch etwas den Ort an. Da kann man nur eines zu sagen: Mit Abstand das häßlichste was ich in ganz Spanien gesehen habe. Überall sind einfach Hoteklötze hingesetzt worden. Und auch das Publikum ist nicht so ganz mein Geschmack. Das Durchschnittsalter der zahlreichen Touristen liegt mindestens bei 60. Einige sind so stolz auf ihr um 100% übertroffenen Idealgewicht, das sie es mit knappen T-Shirts und Bermudashorts überall herausquellen lassen müssen. Mit Spanien hat all das nichts zu tun. Hier möchte ich nicht einmal gratis Urlaub machen. Also belasse ich es bei einem kurzen Bummel durch die Einkaufsstraße. Am nächsten Tag bin ich wieder im Motorradladen. Es tut ihm sehr leid, aber der Reifen ist erst um 17:00 da. Also noch einmal etwas Zeit totschlagen. Um 5 ist er dann aber auch da und sie legen sich ins Zeug. Die beiden Mechaniker glauben mir erst nicht, das ich aus Deutschland bis nach Marokko mit dem Motorrad fahre. Nach 1 Stunde ist der neue Schlappen dran und der Preis ist auch OK. Keine weiteren Beulen zu finden.... Samstag früh klappt auch das Treffen mit Stefan und wir machen uns auf den Weg nach Norden. Immer an der Küste entlang. Langsam werden auch die Städte wieder etwas hübscher. Es gibt haufenweise Campingplätze direkt am Strand. Am späten Nachmittag erreichen wir Barcelona. Wirklich riesig. Wir sehen uns noch die berühmten Gaudi-Häuser an und suchen uns dann nördlich der Stadt einen Campingplatz. Abends werden dann die letzten Pesetas in Essen umgesetzt. Die ganze Gegend wimmelt von deutschen Ferrari-Fans, denn morgen ist das Formel1 Rennen in Barcelona. In den Bars sitzen sie, essen Schnitzel mit Pommes und vertreiben sich die Zeit mit Bier. Zum Frühstück gibt es zum letzten Mal Churros mit Cafe au Lait, dann geht es los Richtung Grenze. Noch kurz die Münzbestände in Wein umgewandelt und wir sind wieder in Frankreich. In Perpignan zeigt mein Tacho dann die 9999,9 KM. Die Gelegenheit wird für ein Foto genutzt und wir verknipsen noch die Restbilder mit ungewöhnlichen Perspektiven bei 60KM/h. Auf die Landstraßen (und die 10000 Kreisverkehre..) haben wir keine Lust mehr, wir wollen lieber flott Richtung Heimat kommen. Also fahren wir ab Montpellier Autobahn. Das geht wesentlich schneller, aber man bekommt halt leider nichts von der schönen Gegend mit. Die Gebühr beträgt etwa 30DM je Maschine. Noch eine letzte Übernachtung auf einem kleinen Campingplatz. Am nächsten Abend sind wir wieder in Deutschland. Wir übernachten in der Nähe von Rust und machen am nächsten Tag noch einen Besuch in dem Freizeitpark. Im Osten gibt es die leider bislang kaum. Und wenn wir hier sowieso gerade entlang kommen.... So lassen wir es uns noch einmal gut gehen, und dann sind wir am 2. Mai auch schon wieder in Dresden. Nach spannenden 10500 KM und 4 ½ Wochen. Was für eine Reise! Es ist immer wieder faszinierend, wie viele Gesichter dieser Planet besitzt. Eine echte Bereicherung, wieder ein paar davon erlebt zu haben. Und diese vielen verschiedenen Menschen. Das gibt einem zu manchen Dingen einen anderen Blickwinkel.
Anhang
Hier noch ein paar Informationen zu unserer Ausrüstung, unseren Erfahrungen etc.
Ausrüstung
- Honda Transalp ´01 mit Struzbügeln SW Mototech, Kofferträgern 5*, 2x 45L Givikoffer, 1x 45L Topcase,
- 1 Packrolle M mit Zelt (Tatonka Alaska II), 1 Packrolle mit Schlafsack und selbstaufbasender Isomatte (ca. 50DM,Louis).Handy, Gascampingkocher (Kartuschen bekommt man auch in Spanien) und das übliche Campingzeug..... Dazu etwas Werkzeug (Stefan hatte wieder eine halbe Werkstatt dabei), ein Pannenspray, eine Kompaktluftpumpe (HG), die wichtigsten Ersatzteile wie Zündkerzen, Kupplungshebel etc.
- Für alle anderen technischen Probleme gibt es in Frankreich und Spanien genug Motorradläden, ADAC Partnerverbände (PLUS-KARTE, hilft bei vielen Problemen!) und in Marokko Allah und das Improvisationstalent der Marokkaner.
- ADAC Karte Spanien 1:800000, (schöne Straßen sind markiert)
- Michelin Karte 959 Marokko 1:1000000
- Verschieden Reiseführer, unter anderem "Marokko, vom Rif zum Anti-Atlas" von Erika Därr
Spanien
Das Land hat viel zu bieten. Es gibt extrem viele, verschiedene Landschaften. Trockene Gebiete in Andalusien und im Nordosten, Berge im Norden, rund um Madrid, der Extremadura und im Süden. Wunderschöne Küsten im Osten aber auch häßliche Hotelburgen. Besonders sehenswert sind die Nationalparks. Die Menschen sind meist aufgeschlossen und freundlich.
Verkehr
Motorräder sind allgemein ziemlich selten. Dafür gibt es um so mehr Rasenmäher mit Sportauspuff und Vollverkleidung auf dem dann auch schon mal die ganze Familie unterwegs ist. Die meisten Straßen sind wenig befahren, außer den Nationalstraßen. Autobahnen sind meistens kostenpflichtig, eine Übersicht über Preise und kostenlose Routen gibt es beim ADAC. Aber gerade die kleineren Straßen sind es, die einen Spanien erleben lassen. Auch Geländestrecken von Schotter bis Flußdurchquerung gibt es genug. Vorallem die Verkehrsgewohnheiten mancher Spanier sind am Anfang gewöhnungsbedürftig. Sie fahren weniger agressiv als die deutschen aber oft sehr riskant.
Unterkunft
Wild Zelten ist außer in Nationalparks erlaubt. Es gibt jede Menge schöner, einsamer Plätze. Campingplätze gibt es auch ausreichend in sehr unterschiedlicher Qualität. In abgelegenen Gebieten seltener. Hotels und Jugendherbergen sind ebenfalls reichlich vorhanden.
Sprache
Englisch ist wenig verbreitet. Ein paar Brocken spanisch sind sehr hilfreich, ansonsten ein gutes Wörterbuch.
Marokko:
Auch hier ist das Land überraschend vielseitig. Es gibt Tannenwälder, grüne Ebenen, Hochgebirge, Geröllwüsten und die Sahara. Das Rif-Gebirge sollte man meiden.
Verkehr
Die Straßen sind größtenteils in gutem Zustand. Man sollte immer auf Menschen und Tiere auf der Fahrbahn gefasst sein. Besonders in der Dämmerung ist Vorsicht angebracht, da viele LKW erst das Licht (falls vorhanden....) einschalten, wenn sie selbst nichts mehr sehen. Ansonsten gilt oft das Recht des stärkeren. Und es gibt natürlich Unmengen an Pisten. Dafür sollte man sich jedoch ausreichend vorbereiten und informieren.
Unterkunft
Hotels aller Klassen. Campingplätze selten und meist in schlechter Qualität.
Sprache
Französisch ist sehr hilfreich, es geht aber auch ohne. In Hotels oder Touristengegenden sprechen viele Leute etwas Deutsch oder Englisch.