4. Internationales TransalpTreffen (ITT) 1996

25. - 28. Juli in Champagnole (F)

Mittwoch, 24. Juli, morgens, so gegen 5:00 Uhr. Ich kann einfach nicht mehr schlafen. Mich hat das Reisefieber gepackt! Die Karre steht schon seit Montagnachmittag fertig aufgerödelt in der Garage. Vor mir liegen eineinhalb Wochen Transalpfahren - in den schönsten Ecken Frankreichs. Ich's kann' kaum erwarten. Erst um 10:00 Uhr bin ich mit meinen Stammtischkollegen aus Wuppertal und Köln auf dem Rasthof Schneeifel bei Prüm verabredet.

Da bleibt genug Zeit, gemütlich zu frühstücken und sozusagen als "Aperetif" ein kleiner Schlenker durch die Eifel zu fahren. Unter Einhaltung des akademischen Viertels (na ja, fast) erscheinen dann auch Bernd und Andreas aus Wuppertal sowie Tahsin aus Köln. Klar ist auch der Grund für die leichte Verzögerung: Tahsin kam mal wieder nicht rechtzeitig aus den Federn - offenbar kein Reisefieber. Sein Kumpel, der ursprünglich dabei sein wollte, ist erst gar nicht angetreten. Schade in sofern, als er auf einem Urvater der Transalp, der XLV 750 R - dieses alte, schwere Stück Eisen mit Kardan und so - angereist wäre. Das wär' mal wieder ein Hingucker gewesen.

Sei's drum, brechen wir nach einem Kaffee eben zu viert Richtung Luxemburg auf. Bernd kennt sich hier bestens aus, und seine Frage "Direkter Weg nach Luxemburg-Stadt oder bißchen rumgondeln?" wird eindeutig beantwortet: Wir fahren noch ein paar herrliche Schlenker entlang der Sure und durch's Luxemburger Jura! Zu Mittag gibt's Riesenpizza und zum Nachtisch ein paar Regentropfen, die sich jedoch schon bei der Ausfahrt aus Luxemburg-Stadt verzogen haben. Bevor wir ins Saarland einbiegen, schnell noch den Tank mit billigem Sprit vollgehauen und dann Merzig, Völklingen und Saarbrücken auf der Autobahn umfahren.

Hinter dem Grenzübergang Kleinblittersdorf (oder das, was davon übrig ist) pellen wir uns erstmal aus den Regenklamotten. Frankreich empfängt uns freundlich. Und die ersten Ausläufer der Nordvogesen geben uns einen kleinen Vorgeschmack auf den kommenden Tag. Sogar der erste Col wird heute in Angriff genommen. Kurz vor unserem Etappenziel bei Bernds Bekanntem Werner in Rosteig geht's über den Col de Puhberg. Satte 350 Meter Gipelhöhe! Na ja, da sollte sich doch steigern lassen!

Kaum steigerungsfähig ist dagegen die Gastfreundschaft von Werner und seiner Frau! Ein besseres Quartier hätten wir sonst auch kaum gefunden, und was da abends alles auf dem Grill landet,...! Dazu ein paar Tässchen von dem Elsäßer Bier und etwas l'Eau d'vie - genial! Das Frühstück macht anderntags dort weiter, wo der Grill abends aufgehört hat. Die lieben Leuts fahren auf, als wäre der komplette Transalp-Club bei ihnen einquartiert.

Bei aller Herzlichkeit schaffen wir's trotzdem noch, gegen 10:00 Uhr auf die Piste zu kommen. Für heute haben wir uns die Route de Crete vorgenommen. Von Nord nach Süd durchquert diese Straße die kompletten Vogesen und hängt dabei einen Paß an den anderen. Ein spitzenmäßiges Trainingslager für die Alpentour! Auch die Aussichten, die sich uns immer wieder bieten haben schon was alpines. Über Grand Ballon, Col de la Schlucht, Col de Hunsruck und Ballon d'Alsace erreichen wir wesentlich später als geplant Belfort. Große Auswahl, was die weitere Route betrifft bleibt uns jetzt eigentlich nicht mehr. Die Kurbelei hat uns so viel Zeit genommen, das wir auf dem direkten Weg nach Champagnole durchstarten. Kalkuliert hatten wir morgens mit etwa 350 km als wir gegen 19:30 Uhr auf dem Campingplatz den Motor abstellen haben wir glatte 100 km mehr gemacht!

In Champagnole werden wir schon freudig begrüßt - nicht von einem offiziellen Empfangskomittee, wie wir's eigentlich bei Internationalen Treffen gewohnt sind - dafür umso herzlicher von Ilona, Lars, Kerstin, Andreas und Dietmar, die individuell schon in den vergangenen Tagen, z.T. aus dem Urlaub kommend, schon in Champagnole aufgeschlagen sind. Die absolute Show ist natürlich Ilona mit Hund und - festhalten - MZ-Gespann!

Vorsichtshalber ist sie schon Sonntags gestartet um kleinere Ausfälle der Emme einkalkulieren zu können und dennoch pünktlich dabei zu sein. Auch die ersten anwesenden Holländer empfangen uns mit lautem "Heh Lullo!" - die Bedeutung dieser Begrüßung erschließt sich dank Bernds Fremdsprachenkenntnissen - eine Übersetzung werd' ich mir allerdings hier verkneifen.

Fix die Zelte aufgebaut - Tahsin hisst noch die Halbmond-Flagge und erstmal Begrüßungsfutter im Campingplatzrestaurant. Vorweggenommen: wir finden im Laufe des Urlaubs bessere Beispiele für die legendäre französische Küche. Wenigstens der heimische Rote aus dem Jura ist sehr genießbar und so halten wir's mal wieder nach dem Motto: Das bißchen, was wir essen, können wir auch trinken.

Da die große Meute erst am Donnerstag aus Calw startet, bleibt uns an diesem Tag Zeit für eine kleine Tour durch's Jura und zum Badesee. Für abends plant die "Gourmet-Truppe" Käsefondue - also noch zum Supermarkt und dem Kaufrausch nachgegeben. Sogar so stark nachgegeben, das alle mitgebrachten Tankrucksäcke und Topcases irgendwie nicht zur Menge der erworbenen Nahrungsmittel passen wollen. Zum Glück ist Freund Lars Ostermann auf hubraum-, PS- und drehmomentstärkeres Material (sprich AffenTwin) umgestiegen und so wird die Karre gleich mal als "Zugmaschine" mißbraucht: Einkaufswagen hintendran gehangen und jupphei zum Campingplatz, wo das Riesenhallo gar nicht mehr aufhören will - erst recht nicht, als der Einkaufwagen zum Überrollkäfig des MZ-Beiboots mutiert. Das Käsefondue und die dazugehörigen Leckereien schlagen das Restaurantessen des gestrigen Abends jedenfalls um Längen.

Zwischenzeitlich füllt sich der Campingplatz zunehmend - leider in drei verschiedenen Hängen, so das der Zusammenhalt und der Kontakt nicht so recht klappen will. Überall bilden sich vereinzelt Grüppchen und wer von jedem was sehen und hören und mitteilen will, kommt nicht umhin, auf Wanderschaft zu gehen. Ein Umstand, der sich auch anderntags (-abends) nicht ändert, zumal das angekündigte gemeinsame Abendessen und das Lagerfeuer ersatzlos gestrichen werden :-(.

Wesentlich besser organisiert ist dagegen die gemeinsame Ausfahrt am Samstag. Lediglich das Fehlen einiger gelber Nummernschilder fällt auf (Protest?!), ansonsten ist alles dabei, was aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und aus Schweden - diesmal nicht nur Per! - angereist ist. Über wunderschöne kleine Nebensträßchen fahren wir geschlossen bis St. Claude, wo eine reichlich bemessene Mittagspause stattfindet. Die Nachmittagstour teilt sich in Asphalt und Schotter. Der Hinweis von Michael Ullrich, er habe die Tour ausgesucht und es sollte nur die sicheren Geländefahrer mitkommen, hätte mich waren sollen - fährt der Junge doch schließlich Endurorennen! Es kommt wie's kommen muß: der angekündigte Schotter stellt sich als Waldschneise - Weg wäre zuviel gesagt - heraus, bei dem die Auswahl der Fahrspuren zwischen weichem Waldboden und Felstreppen besteht. Ich entscheide mich regelmäßig für letzteres - (im saftigen Waldboden haben meine Straßenreifen keine Chance), auch wenn's ein paarmal heftig am Motorblech (gut das ich das nachgerüstet hatte!) einschlägt. Trotzdem, es hilft nix: gut 500 m vor dem Ende des harten Geländestücks geht mir die Puste aus. Markus darf meine Maschine den Berg hochfahren und kämpfe mich zu Fuß hinterher. Den nachfolgenden Autobahnschotter wäre ich noch Rest des Tages gefahren. Die Asphalttour wurde mir hinterher als "Schneckerlreisen" beschrieben. Die größte Sorge hatten einige damit, daß sie in der Kurve mangels Geschwindigkeit umfallen könnten.

Die Gruppen treffen sich wieder an der Schweizer-Französischen Grenze von wo es zum Genfer See zum Gruppenfoto geht - Rücktour individuell - bei einigen sogar sehr individuell, zumindest was ihren Fahrstil angeht! Das Abendprogramm wurde wie gesagt in eigener Regie improvisiert. Abendessen gab's für uns im Ort und das ein oder andere Bierchen auf dem Campingplatz hinterher. Einziger Programmpunkt des Sonntags: Anreise zur Alpentour in Lanslevillard.