Wintertreffen der Transalpfreunde 1998

09. - 11. Januar in Goslar

Von SIR ANDREAS und anderen Heiligtümern

Der Hannoveraner Stammtisch hatte zum zweiten mal seit 1994 zum Wintertreffen in den Harz geladen. Diesmal waren jedoch nicht Handschuhe und Schlitten gefragt, sondern vielmehr Sonnenbrille und -creme. Die Temperaturen waren im Vergleich zu Anfang Januar des letzten Jahres etwa 30 Grad zu hoch. Drum waren auch gegenüber dem letzten Mal deutlich mehr mit der Maschine gekommen. Nach groben Schätzungen haben sich immerhin 1/3 mit der Alp und einem (verdächtig sauberen) Fremdfabrikat versammelt. Für Mitte Januar eine respektable Zahl!

Freitag der 9. Januar war der langersehnte Anreisetag für das erste Event dieses Jahres bzw. Saison. Abends hat man sich zu einer Begrüßungsrunde mit Bier in der Jugendherberge versammelt und die Zimmer bezogen. Nach Verkündung des Zeitplans (durch die Rahmenvorgaben der Jugendherberge stark beeinflußt) für dieses Wochenende fanden wir uns zum Abendessen in das Goslarer Brauhaus ein. Verschiedene 'Mutproben' wie Mineralwasserdiät oder Feuertopf haben das Gegengewicht zu den Benzingesprächen und Reiseberichten gebildet. Aufgrund der etwas restriktiven Öffnungszeiten der Jugendherberge wurden weitere Aktionen in die Dachkammer des Etablissements verlegt. Dort wurden wir dann auch von den Nachzüglern, den 'Fünfen aus Torgau' stürmisch begrüßt.

Nach einem reichhaltigen Frühstück wurde dann am nächsten Morgen die Geschichte der Deutschen Kaiser und Könige aufgefrischt. Eine extra für uns organisierte Führung durch die Kaiserpfalz und den Zwinger brachte uns längst Vergessenes oder nie gewußtes wieder nahe. Da die Kaiserpfalz in längst vergangenen Zeiten genutzt wurde, zu denen Fensteröffnungen nicht mit Glasscheiben ausgestattet waren, Schnee in den Wintermonaten gelegen hat und Subjekt und Objekt durch lange und komplizierte Satzkonstruktionen soweit voneinander getrennt wurden, wie das noch niemand zuvor getan hatte, diente die Kaiserpfalz lediglich in den Sommermonaten als Regierungs- und Gerichtsort. Zwischenzeitlich wurde sie als Getreidelager und Gefängnis genutzt. Im Zwinger von Goslar bekamen wir darüber hinaus noch praktische Einweisung in alte, aber sehr wirksame Foltermethoden. Ich hoffe, die Daumen schmerzen nicht mehr. Als Großen Dank für die Organisation wurde Andreas  (ohne Gewaltandrohung) Kraft ihres Amtes durch die Hohe Zwingerverwalterin zu Goslar zum Ritter geschlagen.

Der Samstagnachmittag wurde in verschiedenen Gruppen verbracht. Die erste Gruppe erkundete Goslars Altstadt, deren Cafe's und das Angebot von echtem Milchkaffee.

Die zweite Gruppe machte eine Wandertour vom Torfhaus (mit letzten Schneeresten) zum Brocken, die dritte Gruppe machte eine kombinierte Wander- / Eisenbahntour vom Schierker Bahnhof zum Brockengipfel, mit wunderschönem Sonnenuntergang und Schlammstiefeln. Um die etwa sieben Kilometer des Abstiegs lebend zu überstehen, hatte man sich für die Talfahrt mit der Brockenbahn entschieden. Sie brachte die Wandersleut in mehreren Windungen um den ehemaligen 'Sowjetischen Aufklärungsberg' wieder zum Schierker Bahnhof zurück. Die letzten Truppen des sowjetischen Nachrichtendienstes sind übrigens erst in den letzten vier Jahren abgezogen worden. Die vierte Gruppe versuchte dem Treffen eine gewisse Daseinsberechtigung zu geben, indem sie eine Motorradtour um die Stauseen des Harzes zum Windbeutelkönig machte. Der hatte zwar geschlossen, dafür gab's im Café gegenüber 'frische Herzchen'-Waffeln mit Zitroneneis. Nun ja. Dafür waren die Windbeutel um so größer. Hierbei hat sich Sir Andreas wieder mal als Siebenköpfige Raupe bewiesen. Daß die linke Hand doch überwiegend am Lenker bleiben konnte und auch nicht allzuviele Insekten am Visier kleben blieben, wurde als sehr positiv empfunden.

Allesamt fanden sie sich aber zum gemeinsamen Abendessen in der Jugendherberge ein. Dort überraschten uns auch die beiden Fernreisenden Carlo und Luigi, sozusagen noch mit echtem Marokko-Staub bedeckt. Nur die montierten marokkanischen 'Wunschkennzeichen' bereiteten den beiden auf der Anreise doch ein wenig schlechtes Gewissen. Die Nummer '10-03' hatte aber eine gewisse politische Aussage, die ich sehr gut verstehen kann. Für den gemütlichen Teil des Abends haben wir uns dann noch mal für ein paar Stunden in das Brauhaus umgebettet.

Sonntag morgen, nach dem Frühstück mit mehr oder weniger weit geöffneten Augen (wer waren eigentlich die Typen, die um sechs Uhr morgens lauthals Einlaß begehrten?), haben die ersten dann schon langsam die Heimreise angetreten. Andere sind dann zum Ausklang noch ins Besucherbergwerk am Rammelsberg bei Goslar gefahren. Dort erzählte uns einer der derzeit ca. 6 Bergbaustudenten der TH Clausthal bei der Grubenfahrt einiges über die Geschichte und die Technik des Abbaus der dort gewonnenen Erze. Die Förderung von erzhaltigem Gestein im Bergwerk am Rammelsberg wurde erst 1989 eingestellt, da dann nahezu alle Vorkommen ausgebeutet waren. 1989 ist das Bergwerk als erstes 'Welthistorisches Kulturerbe' Deutschlands unter den besonderen Schutz gestellt worden. Nur auf die Frage nach dem Sinn des Lebens ( -> 42) wußte auch der Bergbaustudent nicht die passende Antwort.

Bei durchweg sehr gutem Wetter ohne ein Wölkchen und Höchsttemperaturen von ca. 15 Grad ging ein sehr schönes und gut geplantes Treffen zu Ende. Die meisten werden sich wohl bei dem Ostertreffen 10. - 13. April wiedersehen. Im Namen aller noch mal herzlichen Dank für die Organisation und das gute Wetter an den Stammtisch Hannover, hier stellvertretend Olaf und Sir Andreas! Es lohnt sich halt doch, den Teller leer zu essen!