Die Alpentour 1998

FASZINATOUR im Friaul!

Das Friaul. Abseits der italienischen Touriestätten, wie Gardasee und Dolomiten - im unmittelbaren Grenzgebiet zu Österreich und Slowenien -, genau hier fand die diesjährige Alpentour der Transalpfreunde Deutschland im Juli statt. Der Ort des Geschehens: Ravascletto, am Fuße des Monte Zoncolan, östlich von Cortina d'Ampezzo, mitten in den östlichen Ausläufern der Alpen. Keine verstopften Städte, keine mit Touriebussen verstopften Alpenpässe, keine "ManSprichtDeutsch"-Urlauber - dafür aber von allem das Gegenteil und ein riesiger Campingplatz (fast) für uns alleine! Stefan & Bettina erledigten im Vorfeld während einer Tour mit dem MOTORRAD Action-Team die Tourenerkundungen und die Auswahl des Campingplatzes. Wie man aus der Einleitung nur unschwer erkennen kann, haben beide eine sehr gute Wahl getroffen.

Die Anreise

Die meisten Alper trafen am Sonntag ein, einige bereits am Samstag, wir schon am Freitag und Florian, der die großräumige Ausschilderung vornahm, war seit Montag anwesend. Wir - das sind eine kleine Truppe Alper, die sich schon eine Woche vorher diverse italienische Pässe wie z.B. Tremalzo und Croce Domina :-) am Gardasee zu Gemüte geführt hatten. So kamen alle in bester Urlaubsstimmung heil und unversehrt in Ravascletto an. Als wir am Samstag zu unserer ersten Tour loszogen, wußte niemand von uns so recht WAS uns hier an Strecken erwartet. Florian gab uns ein kurzes Briefing, welche Ziele eine Anfahrt wert wären. So machten wir uns auf den Weg, um zum Einstieg die "Panoramica" zu fahren. 35 herrliche Kilometer. Ein Teil davon leichter Schotter, aber nicht ungefährlich und nichts für Leute, die ein Problem mit der Schwindelfreiheit haben, da es neben den schmalen Pfaden oft steil bergab geht. Zurück am Campingplatz entschlossen wir uns den Monte Zoncolan zu erklimmen, zu dessen Füßen unser Campingplatz lag. Die empfohlene Karte ( FRIULI 1:150'000 aus dem TABACCO-Verlag) erwies sich als sehr nützlich. Auch kleinste Sträßchen waren eingezeichnet. Am und um den Monte Zoncolan herum verteilten sich viele dieser kleinen und unscheinbaren Wege, die wenigsten mit rot/weißen Schildern verziert. Irgendwann konnten wir nicht mehr widerstehen - wir bogen ab! Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, daß sich diese kleinen, unscheinbaren Schotterstrecken sehr oft in ziemlich heftige Offroad-Strecken verwandelten. Das sollen gelb eingezeichnete Verbindungsstraßen sein? Respektvoll und in Rücksichtnahme auf unsere Gruppenbesetzung kehrten wir immer wieder um. Mit der Erkenntniss, daß hier im Friaul das Wort Schotter eine andere Bedeutung hat als in unseren Breitengraden, kamen wir zum Campingplatz zurück.

Die Definition des Begriffes Schotter

In leicht reduzierter Besetzung stellten wir uns den am Vortag gewonnenen Erkenntnissen und zogen noch einmal gezielt los. Wir fanden sogar noch weitere derartige "Verbindungsetappen". Tiefe Auswaschungen, grober Schotter, teilweise Geröll von den Hängen in Verbindung mit steilen Auf- und Abfahrten! Enduroherz, was willst Du mehr! :-) Trotzdem, oder gerade deswegen hatten wir einen riesigen Spaß, diese kräftezehrenden Strecken zu befahren. Manchmal gab es auch unfreiwillige, aber willkommene Pausen, um einander wieder auf die Stollen zu helfen, doch "Trophäen" an Mann und Material gehören ebenso zu solchen Etappen wie der Spaß. Mit dieser neuen Definition des Begriffes Schotter empfingen wir den mittlerweile angekommenen Rest der Truppe. 33 Teilnehmer konnten am Sonntag gezählt werden, viele auch aus dem hohen Norden Deutschlands. RESPEKT! Wie schon die ganze Woche vorher, war uns Petrus (der, wie wir seit Ostern wissen, auch Transalp fährt) wohlgesonnen. Laue Sommernächte unter einem "Tausendsterne"-Himmel; tagsüber gab es keine tausend Sonnen, dafür nur eine Einzige, von der aber mehr als genug. 30 - 35 Grad im Schatten....da muß man ja auf die hohen Pässe flüchten. ;-)

Faszinierende Touren rund um den Monte Zoncolan

Je nach Fahrkünsten, Lust und Laune formierten sich während der ganzen Woche diverse Grüppchen und erkundeteten nicht nur den Monte Zoncolan, sondern auch weitere umliegende Berge und Täler. So manche Talsperre diente auch als willkommene Abkühlung. Diese Talsperren werden alle von Gebirgsbächen und -flüssen gespeist (wie soll es anders sein). Wie man sich vorstellen kann, sind derartige Zuflüsse nicht gerade die wärmsten. Der "coolste" unter den Talsperren war der AURONZO di Cadore. Diese Talsperre war - nach männlichen Wärmemaßeinheiten gerechnet - nicht nur sehr "kurz", sondern noch viel "kürzer"! :-) Ob Michael, der ein längeres Vollbad in der "kürzesten" aller Talsperren genommen hatte, wenigstens mittlerweile wieder die Maßeinheit "kurz" erreicht hat, blieb mir bisher verschwiegen. Ob Monte Zoncolan, Forc. Lavardet, Monte Pieltinis, Monte Paularis, Lanzenpaß, Naßfeldpaß oder die "Saurisauffahrt", alles herrliche, meist einsame und schmale Alpenpässe, sehr oft mit langen Schotteretappen dazwischen. Vom Anblick der Berge ganz zu schweigen! Da Slowenien nur einen Katzensprung entfernt lag, wollten wir natürlich unbedingt einen Abstecher dorthin wagen. In gewohnter Offroadbesetzung - Michael, Carlo und ich - machten wir uns bereits um 8:00 Uhr auf den Weg. Die Einreisebestimmungen für Slowenien besagen lediglich, daß eine gültige grüne Versicherungskarte mitgeführt werden muß. Die hatten wir, also rein in das für uns unbekannte Land. Hinein war einfacher als hinaus. An dem kleinen, aber in der Karte als solchen gekennzeichneten Grenzübergang, wurden wir von dem freundlichen slowenischen Grenzbeamten höflich und in englischer Sprache darauf aufmerksam gemacht, daß dies kein internationaler Übergang wäre. Der Beamte war soooo freundlich, daß er uns auch gleich eine Strecke zum nächst möglichen Übergang zeigte. Jedoch keine gewöhnliche Strecke! Nein - eine "Endurostrecke", wie er sie nannte. Und sie stellte sich als wahrer Insider-Tip heraus. 40 km Kammstraße auf slowenischer Seite am Kanalski Kolovrat entlang, fast alles purer Schotter. Tja, Glück muß man haben! Mit strahlenden Äuglein kamen wir abends zum Campingplatz zurück. Eine weitere Truppe fuhr diese Strecke im Laufe der Woche nach unseren Aufzeichungen ab - auch diese Truppe war begeistert ob der herrlichen slowenischen Schotterstrecken - nicht schwer, aber herrlich lang und wunderschön. Doch das Friaul hat nicht nur eine schöne Natur zu bieten, sondern auch Kulinarisches. Schinken - eine Spezialität! So stand auch der Besuch in einer naheliegenden Schinkenfabrik mit auf dem Programm. Bereits am Sonntag vorher besuchten wir ein Schinkenfest in Sauris. Wir hatten den Eindruck, daß sich hier alles versammelt, was im Umkreis von WeißNichtWieVielen Kilometern lebt. Da wir streckenbedingt in 2 Gruppen dort hinfuhren, kam es, daß wir schon eine ganze Weile durch die Gassen von Sauris geschlendert waren und uns latürnich an den kulinarischen Koestlichkeiten bedient hatten, bis die 2. Truppe einrollte. Wir hatten bereits alles abgeklappert und wollten nicht noch einmal den Berg hinabsteigen. So entschlossen wir uns auf einer kleinen Holzbank unsere vollgeschlagenen Bäuche zu schonen und frönten der "italienischen Aussicht". :-) Welch ein Zufall, daß in einem der Zelte eine 2-Mann-Band spielte, zu deren Bandnamen Carlo und ich doch tatsächlich gewisse Assoziationen herstellen konnten: "Orchestra Luigi & Carli". :-)))

Campingflair

Im Anblick der Abendsonne wurden am Campingplatz mehrgängige Menüs geköchelt. Salat, Suppen, Gegrilltes und latürnich italienische Nudelgerichte dufteten jeden Abend aus allen Töpfen. Nicht nur zur Verfeinerung der Topfinhalte wurden diverse italienische Weine herumgereicht. %-) Wem nicht nach Selbstgekochtem war, der begab sich ins Restaurante am Platz und bestellte sich "Pizza mit Olivia". :-) So reihte sich eine schöne Sommernacht (und -tag) an die nächste. Am Ende dieser Reihe stand leider auch irgendwann die Heimreise. Für die einen etwas früher, für andere wiederum später. Einige machten sich auch weiter auf die Reise nach Kroatien.

Friaul???? Stand dies vor dieser Tour noch für "eine Ecke der Alpen - irgendwo im Nordosten Italiens", steht es nun für "feinste Alpenausläufer mit herrlichen (Schotter-)Pässen in einer seelenruhigen Ecke Italiens". Faszinierend war sie...die FASZINATOUR!